Kompaktparken
Die Aufgabe
Mit zunehmender Erhöhung des Güterverkehrsaufkommens auf Autobahnen fehlen Parkstände für Pausen und Ruhezeiten.
Neben dem Ausbau bedarf es kurzfristiger Lösungen zur verkehrssicheren und optimalen Nutzung bestehender Rastanlagen. Durch zeitliches Sortieren nach ihren Abfahrtszeiten können mehr Fahrzeuge auf kleinem Raum platziert werden, die Flächen von Fahrgassen können zum Parken genutzt werden.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat hierzu das neue telematische Verfahren „Kompaktparken“ entwickelt.
Das Verfahren
Beim Kompaktparken parken Lkw dicht hintereinander, die zur selben Zeit oder später als die jeweils vor ihnen parkenden Lkw die Rastanlage verlassen wollen.
Mittels dynamischer Anzeigen werden in freien Parkstandsreihen Abfahrtszeiten für Kurz- und Langzeitparker angeboten. Füllt sich der Parkbereich, wird das Angebot auf die am stärksten nachgefragten Abfahrtszeiten konzentriert. Ankommende Fahrer entscheiden anhand ihrer geplanten Abfahrtszeit und ihrer Fahrzeuglänge selbst, wo sie parken.
Detektoren erkennen die vollständige Belegung einer Parkstandsreihe.
Die technische Umsetzung
Der Steueralgorithmus ist ein wesentlicher Faktor der zum Gelingen des Gesamtsystems Lkw-Kompaktparken beiträgt.
Es werden abhängig von der Belegung und der erwarteten Nachfrage Abfahrtszeiten für die ankommenden Lkw-Fahrer angeboten. Dabei sind seitens der Steuerung einige Regeln einzuhalten:
- Abfahrtszeitanzeigen (35 Überkopfschilder) sind in Fahrtrichtung immer aufsteigend
- Abfahrtszeiten werden in regelmäßigen Zeitabständen und bei maßgeblichen Belegungsänderungen vom System fortgeschrieben
- Abfahrtszeiten können immer nur durch spätere überschrieben werden
- Nachgefragte Abfahrtszeiten werden bei vollständiger Belegung einer Parkstandsreihe in einer benachbarten freie Reihe weiter angeboten
- Das Angebot an Abfahrtszeiten ist tageszeitabhängig (morgens mehr Kurzzeitparken, ab nachmittags vorwiegend Langzeitparken bis zum nächsten Morgen)
- Gesonderte Abfahrtszeiten werden an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen angeboten (Parken bis zum nächsten Werktag)
Die Idee
2010
Die Bundesanstalt für Straßenwesen stellt ihr neues Verfahren „Telematisch gesteuertes Kompaktparken“ erstmals der Fachöffentlichkeit vor.
2012
Das neue Steuerungsverfahren „Telematisch gesteuertes Kompaktparken“ wurde inzwischen durch die Bundesanstalt für Straßenwesen weiterentwickelt und mittels eigener Simulationsumgebung und Realdaten getestet. Die Bayerische Straßenbauverwaltung erklärt sich bereit, ein Pilotprojekt zum Kompaktparken auf einer bayerischen Rastanlage zu realisieren.
Die Realisierung
2013
Die Rastanlage Jura-West (A 3 zwischen Nürnberg und Regensburg) wird für die Pilotinstallation ausgewählt. Die erforderlichen Planungs- und Ausschreibungsunterlagen werden zusammengestellt.
2014
Die Arbeiten zur Umgestaltung des Lkw-Parkbereichs der Rastanlage Jura-West beginnen Mitte des Jahres. Neben ohnehin anstehenden Sanierungen der vorhandenden Verkehrsflächen werden auch die zur Montage der dynamischen Anzeigetafeln und der Detektionstechnik erforderliche Schilderbrücken errichtet.
2015
Die Detektoren und Abfahrtzeitanzeigen werden installiert. Es werden Funktionstests für die Detektionstechnik durchgeführt und die Eigenschaften der dynamischen Anzeigen (Lichtstärke, Schriftgröße, Winkel etc.) vor Ort mit Mustern geprüft. Der Probebetrieb beginnt Ende September 2015. Aufgrund der Charakteristik des Systems Kompaktparken findet dieser direkt unter realen Bedingungen statt. Die Europäische Kommission unterstützt das Pilotprojekt im Rahmen des Förderprojektes Ursa Major. Das System Kompaktparken wird einem internationalen Publikum auf dem ITS World Congress in Bordeaux/Frankreich am Stand der Europäischen Kommission und in einer sogenannten Technical Session vorgestellt.
Anlage im Betrieb
Am 19.02.2016 wird die Anlage in Betrieb genommen. Zusätzliche Transparenz wird für Lkw-Fahrer, die noch nicht mit diesem neuen Parkverfahren vertraut sind, durch Informationen vor Ort und durch den Internetauftritt www.kompaktparken.de geschaffen. Das Kompaktparken auf der Tank- und Rastanlage Jura-West wird auch im laufenden Betrieb weiter wissenschaftlich begleitet. Der Fokus liegt dabei u.a. auf der Nutzerverständlichkeit und der Wirtschaftlichkeit.