Interview mit:

Volker

Brückenbauingenieur mit Spezialgebiet Brückenprüfung und Bauüberwachung
 

Warum haben Sie sich für die Autobahn entschieden?

Im Landesbetrieb Straßenbau NRW bin ich sowohl für Brücken auf Landstraßen als auch auf Autobahnen zuständig gewesen. Den Ausschlag für den Wechsel zur Autobahn GmbH haben mehrere Faktoren gegeben: Mir hat das Start-Up-Denken bei der Autobahn gefallen, die Idee, ein neues Unternehmen mit aufbauen zu können, die eigene Expertise einbringen zu können. Auch der starke Fokus auf das digitale Arbeiten sagt mir zu, unter anderem das E-Learning, das die Autobahn anbietet. Dazu kommt die Erweiterung des eigenen Horizonts: Im ersten Jahr habe ich die Erfahrung gemacht, dass wir bei der Autobahnniederlassung Westfalen gut länderübergreifend mit den Kolleginnen und Kollegen aus Hessen und Niedersachsen zusammenarbeiten. Langfristig erhoffe ich mir auch den Austausch mit dem Rest von Deutschland. Beispiel: Wie organisieren sich die Brückenprüfer in Bayern oder in Hamburg? Nicht zuletzt habe ich mich auf Autobahnen auch immer heimischer gefühlt.

 

Was sind die Aufgaben und Herausforderungen als Brückenprüfer?

Als Brückenprüfer hat man eine enorme Verantwortung: Wenn wir unsere Arbeit nicht richtig machen, dann sind Menschen in Gefahr. Die größte Herausforderung ist das rechtzeitige Erkennen und korrekte Deuten von Schäden an unseren Brücken, bevor sie zur Gefahr werden. Unsere Brücken werden immer älter, bei gestiegener Belastung durch den Güterverkehr. Fälle wie unsere für den Verkehr ab 3,5 Tonnen gesperrte Brücke an der A43 zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Das Ziel ist, dass diese Schäden rechtzeitig auffallen. Hier helfen uns auch die Meistereien, die uns durch ihre Kontrollen auf mögliche Probleme aufmerksam machen, da funktioniert die Zusammenarbeit. Wir sind aber auch mit als erste vor Ort, wenn ein unvorhergesehener Zwischenfall kommt, wie etwa der Brand an der A40 neulich. Dann müssen wir schnell entscheiden: Was machen wir damit, welche Sofortmaßnahmen leiten wir ein? In jedem Fall gilt: Wenn niemand zu Schaden kommt, dann machen wir unseren Job gut.

Was reizt Sie besonders an Autobahnbrücken?

Autobahnen sind die Schlagadern unseres Landes. Wenn dort eine Brücke Schäden erleidet, dann sind die Auswirkungen riesig. Diese Verantwortung macht den Beruf so spannend. Wir sind diejenigen, die angesprochen werden, wenn Fragen zu den Brücken kommen und daher ist es so wichtig, die Eigenheiten jeder Brücke kennenzulernen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wo eine Brücke Probleme hat. Beispielsweise gibt es schlagende Geräusche, wo man als Experte bereits aus der Ferne erkennt, dass etwas am Fahrbahnübergang nicht stimmt. Mit diesen Brücken entwickelt man dann tatsächlich eine Art Beziehung. Man ist wie ein Arzt, der seinen Patienten gut kennt. Die Kunst ist, die richtige Therapie zu verordnen – eine Sanierung hier, eine Verstärkung dort. Natürlich findet man irgendwann auch seine Lieblingspatienten. Bei mir sind das die großen Brücken, die schon ein wenig in die Jahre gekommen sind und deren Eigenheiten ich schätzen gelernt habe.