Rundumerneuerung im Engelbergbasistunnel: bauliche und betriebstechnische Ertüchtigung
Historie
Der Engelbergbasistunnel ist das Nachfolgebauwerk des alten Engelbergtunnels aus dem Jahr 1938. Der von 1995 bis 1999 erbaute neue Basistunnel liegt etwa 60 Meter unter dem alten Scheiteltunnel und ist 2.530 Meter lang. Er hat eine Weströhre (Fahrtrichtung Karlsruhe/München) und eine Oströhre (Fahrtrichtung Heilbronn).
Ausgangslage
Seit der Verkehrsübergabe verursachte das quellende Anhydritgestein eine Deformation der Tunnelschalen. Die Schäden befinden sich auf einer Strecke von ca. 180 Metern in der Weströhre und ca. 170 Metern in der Oströhre – das entspricht etwa der Länge von 1,5 Fußballfeldern. Tunnel im Anhydrit haben grundsätzlich ein höheres Risiko, immer wieder saniert werden zu müssen. Das Ertüchtigungskonzept sieht daher eine Verstärkung der Tunnelschalen vor. Mit der baulichen Ertüchtigung wird gleichzeitig im gesamten Engelbergbasistunnel die Sicherheits- und Betriebstechnik erneuert. Eine Maßnahme, die in Tunneln etwa alle 15 bis 20 Jahre ansteht, da die entsprechenden Systeme stetig verbessert und weiterentwickelt werden. Damit wird auch die Sicherheit in den Autotunneln immer wieder erhöht.
Bauzeit und Verkehr
Die grundlegende Entscheidung hieß zunächst: Bauen unter Verkehr mit längerer Bauzeit statt Vollsperrung jeweils der Röhre, an der gebaut wird, mit massiven Stauproblemen. Ein aufwändiges Baustellenverkehrskonzept macht es jetzt möglich, nicht nur beide Röhren offenzulassen, sondern sogar tagsüber auch alle drei Fahrstreifen je Fahrtrichtung zur Verfügung zu stellen. Der für die Bauarbeiten benötigte Platz wird in der Oströhre durch die Umleitung eines Fahrstreifens durch die Weströhre geschaffen. Um die Bauzeit trotzdem so kurz wie möglich zu halten, wird an 7 Tagen die Woche, rund um die Uhr gearbeitet.
Herausforderungen und Planung der Maßnahme
Die planerischen und logistischen Herausforderungen, die der laufende Verkehr mit sich bringt, sind einerseits eine nur schrittweise Umsetzung, bei der andererseits zu jeder Zeit die Sicherheit aller – der Verkehrsteilnehmenden und der Bauarbeiter – gewähreistet sein muss: Das gilt sowohl bei der Herstellung der 40 Zentimeter dicken zusätzlichen Tunnelinnenschale, als auch bei der Erneuerung der Betriebs- und Sicherheitstechnik. Beim Austausch der Tunnelsteuerung bedeutet das, dass die alte Anlage so lange in Funktion bleiben muss, bis das neue System einwandfrei und vollständig parallel arbeitet. Erst dann kann das alte System zurückgebaut werden.
Fragen und Antworten
Wo liegt der Engelbergbasistunnel?
Der Engelbergbasistunnel ist Bestandteil der Bundesautobahn A81 und befindet sich unmittelbar nördlich des Leonberger Dreiecks bei Stuttgart. Geografisch liegt der Tunnel auf den Gemarkungen Gerlingen und Leonberg.
Warum heißt der Engelbergbasistunnel „Basistunnel“?
Der Engelbergbasistunnel ist das Nachfolgebauwerk des alten Engelbergtunnels aus dem Jahr 1938 und wurde etwa 60 Meter unter dem alten Tunnel gebaut. Der alte Engelbergtunnel ist ein sogenannter Scheiteltunnel und konnte nur über steile Zufahrtsrampen erreicht werden. Der höchste Punkt der Autobahnstrecke (Scheitel) befand sich im Tunnel selbst. Der neue Basistunnel durchquert den Engelberg mit nur geringer Steigung und ist daher auch wesentlich länger als der alte Engelberg-Scheiteltunnel.
Welche Bedeutung hat der Engelbergbasistunnel für den Verkehr?
Der Engelbergbasistunnel hat aufgrund seiner zentralen Lage im Verknüpfungsbereich der A8 und der A81 eine sehr große Bedeutung hinsichtlich der Verbindungsfunktion des süddeutschen Raumes in nordsüdliche und westöstliche Richtung. Für den Großraum Stuttgart ist der Engelbergbasistunnel von herausragender Bedeutung, da die A8 und A81 die einzige leistungsfähige Umfahrung von Stuttgart bilden.
Wie viele Fahrzeuge passieren täglich den Engelbergbasistunnel?
Täglich fahren 120.000 Fahrzeuge durch den Engelbergbasistunnel. Er ist der verkehrsreichste Autobahntunnel in Baden-Württemberg.
Wie lang ist der Engelbergbasistunnel?
Der Engelbergbasistunnel ist 2.530 Meter lang. Er ist der längste Autobahntunnel in Baden-Württemberg.
Wann wurde der Engelbergbasistunnel gebaut?
Der Engelbergbasistunnel wurde ab Juli 1995 bebaut. Die Oströhre (Fahrtrichtung Heilbronn) wurde im September 1998 für den Verkehr frei gegeben. Der Verkehr beider Richtungen führte zunächst durch diese Tunnelröhre bis zur Freigabe der Weströhre im August 1999.
Wie ist der Engelbergbasistunnel aufgebaut?
Der Engelbergbasistunnel besteht aus zwei Röhren, die durch sieben gleichmäßig über die Tunnelstrecke verteilte Querschläge miteinander verbunden sind.
Warum muss der Engelbergbasistunnel saniert/ertüchtigt werden?
Im Engelbergbasistunnel sind in der Weströhre und Oströhre jeweils in einem Teilabschnitt seit der Fertigstellung Deformationen und Schädigungen aufgetreten. Sie sind durch den großen Druck entstanden, den das aufquellende Anhydritgestein ausübt.
Durch welches Gestein führt der Engelbergbasistunnel?
Die Geologie im Engelbergbasistunnelbereich ist gekennzeichnet durch die unterschiedlichen Abfolgen innerhalb des im südwestdeutschen Raum anstehenden Gipskeupers. Auf ca. 450 Metern liegt der Tunnel im Anhydrit führenden Gestein, welches bei Wasserkontakt zu Gips aufquillt. Innerhalb der Anhydritstrecke wurde der Tunnel zum größten Teil im Ausweichprinzip mit Knautschzone ausgeführt. Dort wurde die Tunnelsohle auf 3 m Dicke verstärkt und eine bis zu 2,5 Meter mächtige Knautschzone ausgeführt. Im Regelbereich ist die Sohle 0,7 Meter dick.
Wie lange dauern die Ertüchtigungsmaßnahmen?
Die Bauzeit für die Ertüchtigung wurde zunächst für fünf Jahre geplant. Aufgrund von Qualitätsmängeln bei den Stahlbauteilen für die Innenschale und deren Behebung wird die Bauzeit bis Ende 2025 dauern.
Was passiert mit dem Verkehr während der Baumaßnahmen im Engelbergbasistunnel?
Mit einem detailliert aufeinander abgestimmten Bau- und Verkehrskonzept werden die Auswirkungen auf den Verkehr so minimal wie möglich gehalten: Trotz Baustelle stehen tagsüber immer 6 Fahrstreifen zur Verfügung, allerdings mit eingeschränkter Fahrbahnbreite ohne Standstreifen, Verschwenkungen und damit einhergehend Geschwindigkeitsbeschränkungen. Nachts in den verkehrsarmen Zeiten wird die jeweilige Bauröhre, seit Juli 2024 die Oströhre (Richtung Heilbronn) voll gesperrt. Für die Verkehrsteilnehmer gibt es zusätzlich eine digitale Reisezeitinformation und eine Stauwarnanlage.
Wer ertüchtigt den Engelbergbasistunnel?
Die Baumaßnahme wurde vom Land Baden-Württemberg geplant und bis Ende 2020 durchgeführt. Seit dem 1. Januar 2021 ist die Autobahn GmbH des Bundes verantwortlich für Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland. Sie gliedert sich deutschlandweit in 10 Niederlassungen, 41 Außenstellen, 42 Verkehrsleitzentralen und 189 Autobahnmeistereien auf. Für die Durchführung der Ertüchtigung des Engelbergbasistunnels ist die Niederlassung Südwest, Außenstelle Stuttgart-Vaihingen zuständig.
Was wird bei der sicherheits- und betriebstechnischen Ertüchtigung erneuert?
Da eine Vielzahl der Anlagenkomponenten heute technisch veraltet sind, wird eine betriebstechnische Ertüchtigung der gesamten Tunnelausstattung durchgeführt, damit der Engelbergbasistunnel wieder den Anforderungen an die Tunnelsicherheit nach den aktuellen Vorschriften entspricht.
Welche Maßnahmen werden bei der baulichen Ertüchtigung durchgeführt?
Die Maßnahmen der baulichen Ertüchtigung beinhalten eine Verstärkung der Innenschale durch ein zusätzliches Betongewölbe mit eingestellten Stahlträgern. Zur horizontalen Versteifung werden zusätzlich die Fahrbahnplatte um 50 cm verstärkt und eine Zwischendecke eingebaut.
Was kostet die bauliche und betriebstechnische Ertüchtigung?
Für die Kosten der Hauptbaumaßnahme wurden rund 130 Millionen Euro veranschlagt. Die Vorabmaßnahmen haben 25 Millionen Euro gekostet.
Informationen für Großraumtransporte
24-07-22_Flyer Engelbergtunnel_Großraumtransporte.pdf
Informationen für Gefahrenguttransporte
24-07-22_Flyer Engelbergtunnel_Gefahrenguttransporte.pdf
Bauphasen
Bauphase 5-7, Oströhre: ab Juli 2024
Bauphase 5: Rechte Seite: Einbau Rahmensockel und Betongewölbe mit eingestellten Stahlträgern
Die Baustelle im Anhydritbereich wird zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden und des Baustellenpersonals mit einem Sichtschutz abgetrennt.
Für Großraumraumtransporter und Gefahrguttransporter gelten bis zum Ende der Baumaßnahme Beschränkungen bzw. besondere Bedingungen.
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Bauphase 2-4, Weströhre: von April 2021 – Juni 2024
Bauphase 4: Firste: Einbau Betongewölbe mit eingestellten Stahlträgern und regelbare (Gelenk) Zwischendecke als horizontale Versteifung.
Bauphase 3: Linke Seite: Einbau Rahmensockel und Betongewölbe mit eingestellten Stahlträgern
Bauphase 2: Rechte Seite: Einbau Rahmensockel und Betongewölbe mit eingestellten Stahlträgern
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
1. Januar 2021
Übernahme der Maßnahme durch die die Autobahn GmbH des Bundes (vom Land Baden-Württemberg). Umsetzung durch die Niederlassung Südwest, Außenstelle Stuttgart-Vaihingen.
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Bauphase 1 – September 2019 bis April 2021:
Verstärkung der Fahrbahnplatten in beiden Röhren um 50 Zentimeter zur horizontalen Versteifung gegen den seitlichen Gebirgsdruck. Die Arbeiten wurden unter der Fahrbahn in den Medien- und Abluftkanälen durchgeführt.
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Vorabmaßnahmen – Juli 2016 bis August 2019
Vorbereitung der Bausituation durch Umsetzung von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, Einrichtung Flucht- und Rettungswege sowie Verkehrsführungen, etc.
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Aktuelle Verkehrsführung
Tagsüber stehen die vorhandenen drei Fahrstreifen in jeder Fahrtrichtung zur Verfügung, allerdings mit eingeschränkten Breiten und ohne Standstreifen. Die Geschwindigkeit ist reduziert.
Vor dem Tunnelportal in Fahrtrichtung Heilbronn wird ein Fahrstreifen der Oströhre aus Fahrtrichtung Karlsruhe auf die Gegenfahrbahn verschwenkt und durch die Weströhre geleitet.
Nur nachts, also in der verkehrsarmen Zeit, wird die Oströhre zwischen 22.00 und 5.00 Uhr für den Verkehr partiell oder vollständig geschlossen. In diesen Zeiten steht aber immer mindestens ein Fahrstreifen in Fahrtrichtung Heilbronn zur Verfügung.
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Weströhre mit Gegenverkehr: Thermoscanner kontrolliert Gefahrguttransporte
Ein Thermoscanner kontrolliert alle Gefahrguttransporte vor Einfahrt in die Weströhre (Fahrtrichtung Karlsruhe/München), da ein Fahrstreifen mit Gegenverkehr durch die Röhre führt. Damit wird das Risiko der Selbstentzündung eines Gefahrguttransportes im Tunnel minimiert.
Die Gefahrguttransporte werden vor dem Tunnel mit reduzierter Geschwindigkeit auf den Parkplatz Engelbergtunnel geleitet. Dort installierte Spezialkameras erkennen Wärme und scannen die Fahrzeuge auf überhitzte Teile. Stellt das System eine ungewöhnliche Überhitzung – und damit einen potenziellen Brandherd – fest, wird der Lkw vor der Einfahrt in den Tunnel gestoppt und durch Feuerwehr und Polizei hinsichtlich der Sicherheit überprüft.
Ansprechpartner
Petra Hentschel
Pressesprecherin Südwest
E-Mail-Adresse
presse.suedwest[@]autobahn[.]de
Telefon
+49711-34250-120
Die Autobahn GmbH des Bundes
Niederlassung: SüdwestAugsburger Straße 748
70329 Stuttgart
Denis Schuster
Referent für Bürgerdialog
E-Mail-Adresse
buergeranfragen.suedwest[@]autobahn[.]de
Die Autobahn GmbH des Bundes
Niederlassung: SüdwestAugsburger Straße 748
70329 Stuttgart