Ersatzneubau Fechinger Talbrücke
Stand: Juli 2024
Daten & Fakten
Baubeginn
vsl. 2026
Bauende
vsl. 2032
Beton
18.400 Kubikmeter (Gesamtmasse beide Teilbauwerke)
Betonstahl
2.400 Tonnen (beide Teilbauwerke)
Stahlkonstruktion
8.600 Tonnen (beide Teilbauwerke)
Gesamtkosten
ca. 150 Mio. EUR
Gesamtlänge Brücke
422 m
Gesamtlänge Strecke
ca. 2,1 km
Gesamtlänge Zubringerbauwerk
ca. 150 m
Projektinformation und Historie
Die Brücke steht aufgrund ihrer einzigartig schlanken Konstruktion, die Anfang der 1960er-Jahre erstmals in Deutschland unter Einsatz elektronischer Hilfsmittel berechnet wurde, und ihrer landschaftsprägenden Erscheinung heute unter Denkmalschutz. Dennoch sind ein Abbruch und Ersatzneubau unumgänglich.
Im Zuge bundesweiter statischer Sonderprüfungen und Nachrechnungen älterer Autobahnbrücken wurden am Brückenbauwerk Anfang 2016 statische Defizite festgestellt, die im Rahmen der turnusmäßigen Brückenprüfungen nicht feststellbar waren. Daraufhin hat der damals für die Unterhaltung verantwortliche Landesbetrieb für Straßenbau des Saarlandes das Bauwerk vollständig gesperrt.
Es folgte eine umgehende Planung und Umsetzung der für eine Wiedereröffnung notwendigen Stabilisierungs- und Verstärkungsmaßnahmen. So konnte das Eigengewicht der Brücke durch das Entfernen der Betonkappen erheblich verringert werden. Die Stahlhohlpfeiler wurden innen mit Hilfe zusätzlicher Aussteifungen verstärkt. Nach sieben Monaten konnte die Brücke wieder vollständig für den Verkehr freigegeben werden. Da die alte Bausubstanz infolge der starken Zunahme des Lkw-Verkehrs und der Achslasten den heutigen Anforderungen an die Belastbarkeit einer Autobahnbrücke nicht mehr genügen, war die Planung eines mittelfristigen Ersatzneubaus der Fechinger Talbrücke notwendig geworden.
Planungen und Varianten
Die Planung umfasst nicht nur das Talbauwerk in zwei voneinander getrennten Teilbauwerken (TBW), sondern auch eine grundlegende, verkehrstechnisch optimierte Überarbeitung der Anschlussstelle Fechingen und der Trassenführung der Autobahn. Hierfür müssen eine neue Zubringerbrücke und mehrere größere Stützbauwerke im Vorfeld gebaut werden .
Unter Berücksichtigung der exponierten Lage der Brücke im Landschaftsbild wurde 2018 und 2019 ein Realisierungswettbewerb für das Talbauwerk unter Beteiligung der Architektenkammer und der Ingenieurkammer des Saarlandes durchgeführt. Gegenstand des Wettbewerbs waren nicht nur die Lösungsansätze mit Blick auf Wirtschaftlichkeit, Konstruktion und Funktionalität, sondern auch die landschaftliche Einbindung des Ersatzneubaus war ein wesentliches Kriterium der Entscheidungsfindung.
Unter sieben teilnehmenden Planungs- und Ingenieurgemeinschaften kam der Entwurf der internationalen Planungsgemeinschaft Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH aus Frankfurt am Main und des Londoner Architekturbüros DKFS Architects LTD auf den ersten Platz. Maßgeblich für die Jury war, dass sich das Bauwerk harmonisch in die Landschaft einfügt.
Anschlussstelle Fechingen erhält ein neues Gesicht
Im Zuge der Maßnahme erhält auch die Anschlussstelle Fechingen ein neues Gesicht: Die Anbindung der Landesstraße L107 in der Anschlussstelle verläuft heute unterhalb der Talbrücke in der gleichen Trasse wie das Autobahnbauwerk. In der neuen Planung bleibt die Wendeschleife unter der Talbrücke zwar bestehen, die Anbindung der L107 wird allerdings in Richtung Nordwest, sprich in Richtung Brebach, verlegt. Die L107 (Saarbrücker Straße) wird im Einmündungsbereich aufgeweitet, die Rechtsabbiegespur aus Richtung Brebach wird verlängert, und aus Richtung Fechingen wird eine zweite Linksabbiegespur angelegt. Von dieser Planung verspricht sich die Autobahn GmbH mehr Verkehrssicherheit und eine Verbesserung des Verkehrsflusses.
Bauvorbereitung
Das Baurechtsverfahren für die Maßnahme soll mit Einleitung des Planfeststellungsverfahrens durch das Fernstraßen-Bundesamt im Jahr 2025 durchgeführt werden. Liegt der Planfeststellungsbeschluss vor, kann mit dem Projekt gestartet und mit dem europaweiten Vergabeverfahren bzw. im Anschluss der Auftragserteilung begonnen werden. Der Baubeginn der Gesamtmaßnahme ist für 2026 geplant. Läuft alles nach Plan, kann der Ersatzneubau der Fechinger Talbrücke samt neuer Anschlussstelle voraussichtlich im Jahr 2032 fertiggestellt werden.
Bauablauf und Verkehrsführung
Minimale Belastung für Verkehrsteilnehmer
Im Gegensatz zur alten Brücke mit einem einteiligen Verbundquerschnitt soll die neue Brücke aus zwei getrennt nebeneinander verlaufenden Teilbauwerken bestehen. Die Verkehrsführung auf der A6 kann dadurch während der Bauzeit so gestaltet werden, dass sie mit nur minimalen Belastungen für Verkehrsteilnehmende und den umliegenden Kommunen verbunden ist. Dem Verkehr auf der A6 stehen während der Bauzeit dauerhaft jeweils zwei Fahrstreifen für jede Fahrtrichtung zur Verfügung. Zunächst wird nordwestlich, in Richtung Brebach versetzt, ein neues Teilbauwerk (TBW) gebaut, auf dem später die Richtungsfahrbahn Saarbrücken verläuft. Dort wird nach Fertigstellung zunächst eine vierstreifige Verkehrsführung mit je zwei Fahrstreifen für jede Fahrtrichtung eingerichtet. Zeitgleich zum Bau des ersten TBW wird die neue Zubringerbrücke rund 60 Meter nordwestlich, in Richtung Brebach verschoben, gebaut.
Abschließend folgen der Abbruch der alten Brücke und der Neubau des zweiten TBW für die Richtungsfahrbahn Mannheim unmittelbar neben dem ersten Ersatzbauwerk. Die neue Trasse verläuft im Endausbau um eine Teilbauwerksbreite von circa 16 Metern nach Nord-Westen versetzt. Im Zuge einer Variantenuntersuchung hatte sich diese Lösung als die verkehrlich und straßenbautechnisch sinnvollste und auch als die kostengünstigste Variante ergeben.
Während des Baus der Talbrücke und der Zubringerbrücke werden immer wieder Zwischenphasen für die Umstellung der Verkehrsführung erforderlich, die auch zu Verkehrseinschränkungen führen können. Ziel der Bauablaufplanungen ist es, diese Einschränkungen für die Verkehrsteilnehmenden zeitlich zu minimieren.
Baustellenlogistik
Ausbau der L107
Die Landesstraße L107 muss im Zuge der Baumaßnahme zur Verbesserung der Verkehrssituation ebenfalls ausgebaut werden. Denn insbesondere der Verkehr, der aus Fechingen auf die Autobahn auffahren will, sorgt im morgendlichen Berufsverkehr für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Deshalb sieht die neue Verkehrsplanung zwei Linksabbiegerspuren am ampelgesteuerten Kreuzungspunkt auf die neue Zubringerbrücke vor. Hierdurch kann der Verkehr schneller von der L107 in Richtung Anschlussstelle abfließen, Rückstaus werden so minimiert.
Entsprechend wird auch die Abfahrt von der A6 in Richtung L107 im Bereich der Zubringerbrücke zweispurig ausgebaut. Somit kommt es an der Ampelanlage am Kontenpunkt zur L107 nicht mehr zur gegenseitigen Behinderung der Linksabbieger (Richtung Brebach) und der Rechtsabbieger (Richtung Fechingen). Beim Abbruch der Fechinger Talbrücke muss die L107 für rund drei Wochen voll gesperrt werden. Für Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei sowie für den ÖPNV und Rad- und Fußgänger wird eine Umleitung durch die Baustelle eingerichtet.
Rad-Tourismus
Der touristische „Saar-Nahe-Höhenradweg“ kreuzt die Fechinger Talbrücke im Saarbachtal. Während der Baumaßnahme wird der Radweg großräumig verlegt und dies entsprechend ausgeschildert.
Landespflegerische Maßnahmen
Zahlreiche Umweltuntersuchungen
Im Zuge der erforderlichen Untersuchungen wurden bei der Planung der möglichen Trassenvarianten folgende Aspekte berücksichtigt:
- Menschen, insbesondere die menschliche Gesundheit
- Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt
- Fläche, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft
- Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter
- Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern
Die vorliegende, von der bestehenden Trasse nach Nord-Westen (Seite Brebach) verschobene Variante hat bei diesen Gutachten am besten abgeschnitten und ist auch aus Umweltsicht die Vorzugsvariante.
Artenschutz
Maßnahmen, die aus den Untersuchungen resultieren und zum Teil schon vor Beginn der eigentlichen Baumaßnahmen umgesetzt werden müssen, sind:
- Anlegen von Habitatstrukturen für die Schlingnatter außerhalb des Baubereiches
- Anlegen von Ausweichnistmöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse
- Umsiedeln von Haselmäusen
- Herstellen von Ausweichnistmöglichkeiten für das Wanderfalkenpaar, das an der Fechinger Talbrücke heimisch ist in der näheren Umgebung (Bischmisheimer Talbrücke, Hochspannungsleitungsmaste)
- Weitere Kompensationsmaßnahmen für Biotopverluste und versiegelte Flächen
Gewässerschutz
Es werden zwei Retentionsbodenfilteranlagen mit je zwei Becken gebaut. Eine befindet sich nordwestlich zwischen neuer Talbrücke und Zubringerbrücke und die zweite südöstlich. Hierdurch kann das Autobahnwasser vorgeklärt und weitestgehend von Schadstoffen befreit in den Saarbach geleitet werden. Nach Abschluss der gesamten Maßnahme wird der aktuell kanalisierte Saarbach wieder renaturiert.
Lärmschutz
Ebenso werden Aspekte des Lärmschutzes bei der Planung der Bauphasen und des Endzustandes berücksichtigt.
Visualisierung Ersatzneubau
Bestandsbauwerk
Ansprechpartner
Mandy Burlaga
Leiterin Kommunikation West
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