Ersatzneubau Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach
Daten und Fakten TB Rinsdorf
Gesamtlänge
485,5 Meter
Höhe
71,9 Meter
Stahlverbundbrücke
Daten und Fakten TB Rälsbach
Gesamtlänge
175 Meter
Baujahr
1966
Betonbrücke
Projektbeschreibung
Die Talbrücke Rinsdorf liegt zwischen den Anschlussstellen Siegen-Süd und Wilnsdorf. Ihr Neubau und der damit verbundene Ausbau auf sechs Spuren ist eine besondere Herausforderung: die Brücke ist einteilig. Wie bei der Lennetalbrücke bei Hagen musste erst ein Neubau neben der alten Brücke errichtet werden, bevor das Bestandsbauwerk abgerissen werden konnte.
Das stellte die Planer vor große Herausforderungen, denn noch nie wurde solch eine hohe Brücke in Deutschland gesprengt. Doch alles hat im Februar 2022 reibungslos funktioniert. Und gleich noch eine Premiere wird es an der Talbrücke Rinsdorf geben: Die erste Brückenhälfte wird nach Fertigstellung der zweiten Hälfte verschoben - samt Pfeilern und Fundamenten.
Wegen der großen Nähe werden die Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach parallel gebaut. So können Bauzeiten und vor allem die Verkehrseinschränkungen verkürzt werden.
Bauablauf
Die Erschließung des Baufeldes und die Herstellung einer notwendigen Infrastruktur für den Bau beider Brückenbauwerke war für die Ingenieure der Projektgruppe A45 in diesem topographisch anspruchsvollen Gelände eine besondere Herausforderung.
Hauptbau-, bzw. Erschließungsstraßen mussten geplant und angelegt werden, um die Baustelle in allen Phasen sicher anzudienen. Der so verursachte Eingriff in die Natur wurde im Vorfeld mit den zuständigen Stellen abgestimmt und entsprechend ausgeglichen. Im Nachgang des Brückenneubaus werden die Baustraßen wieder zurückgebaut.
Überbaumontage – Stahlkonstruktion
Die Montage der Stahlkonstruktion erfolgt im Taktschiebeverfahren unter Einsatz eines sogenannten Vorbauschnabels. Dabei wird der geschweißte Brückenüberbau Stück für Stück von Pfeiler zu Pfeiler geschoben. Besondere Herausforderung in einer Bauhöhe von bis zu 70 Metern ist der Wind, dessen Auswirkungen auf die Konstruktion mit berechnet werden müssen.
Der Stahlüberbau wird in Halbfertigteilen zur Baustelle transportiert und im sogenannten Taktkeller montiert. Der Taktkeller liegt dabei nicht am Fuße der Brücke, sondern wird an einer Brückenseite eingerichtet, um von dort aus Stück für Stück den Überbau zu erstellen.
Auch hier ist der Wind wieder eine Größe, die es beim Verschub zu bedenken gilt. In der Planung wurde unter anderem auch die Wechselwirkung des Windes mit dem Bestandsbauwerk untersucht. Wegen einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber winddynamischen Effekten wird der Überbau durch temporäre Anbauten während der gesamten Montage stabilisiert. Zusätzlich wird darauf verzichtet, die vorgesehenen Lärmschutzwände schon im Vorfeld zu montieren.
Querverschub des nördlichen Überbaus
Für den Querverschub des Überbaus in Seitenlage wurden im Vorfeld mehrere Varianten untersucht und in einer Machbarkeitsstudie zusammengestellt.
Im Ergebnis entschied man sich für den Querverschub des kompletten Überbaus zusammen mit den neu hergestellten Pfeilern und Pfeilerfundamenten.
Der Bauablauf als Animation
Vorteile Querverschub
Der Querverschub inklusive der Pfeiler und Fundamente hat gleich mehrere Vorteile:
- Bauzeitverkürzung: Geringere Bauzeit durch Entfall umfangreicher Baumaßnahmen für die Hilfskonstruktionen. So entfällt zum Beispiel der Bau von Hilfspfeilern wie bei der Lennetalbrücke.
- Arbeitssicherheit: Wesentlich geringere Risiken beim Verschub, da keine Verschubeinrichtungen auf den kleinen Pfeilerköpfen in großer Höhe organisiert werden müssen
- Emmissionen: Durch den Verzicht auf den Bau und anschließenden Abbruch von Hilfskonstruktionen fallen weniger Emissionen (Lärm und Staub) an.
- Ressourcenschonung: Es wird kein Beton und Stahl zum Beispiel durch den Bau von Hilfspfeilern verbraucht. Dabei geht es um etwa 13.000m³ Beton und 730 Tonnen Stahl-Hilfskonstruktionen, die anschließend nur noch als Recycling-Material genutzt werden könnten.
Der Querverschub erfolgt in der Baugrube, so dass hierfür keine Arbeiten in großer Höhe erforderlich werden. Der Querverschub erfolgt nach der Verkehrsumlegung auf das zweite Teilbauwerk, das in der tatsächlichen Endlage gebaut worden ist.
„Touchdown“ an der Talbrücke Rinsdorf
Millimeter für Millimeter bewegt sich der Stahlkoloss in 70 Metern Höhe in Richtung Norden. Dann ist es soweit: Der so genannte Vorbauschnabel setzt auf dem Widerlager auf - der „Touchdown“ ist geschafft. Der Überbau wird nun auch in Kürze andocken und damit steht das zweite Teilbauwerk der Talbrücke Rinsdorf dann in seiner Endlage. „Nach der Sprengung der Bestandsbrücke im Februar letzten Jahres haben wir nun einen weiteren Meilenstein erreicht. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen A45“, freut sich die Niederlassungsdirektorin der Autobahn Westfalen Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Die Talbrücke Rinsdorf liegt zwischen den Anschlussstellen Siegen-Süd und Wilnsdorf. Ihr Neubau und der damit verbundene Ausbau auf sechs Spuren ist eine besondere Herausforderung, denn die alte Talbrücke war einteilig. Aus diesem Grund musste erst ein Neubau neben der alten Brücke errichtet werden, bevor das alte Bauwerk gesprengt werden konnte. Im Anschluss daran wurden die sechs neuen Pfeiler, die Widerlager sowie der Taktkeller für das zweite Teilbauwerk errichtet. Die Montage der Stahlkonstruktion erfolgte seit Jahresbeginn im Taktschiebeverfahren unter Einsatz des Vorbauschnabels. Dabei wurden die vorgefertigten Stahlteile im Taktkeller verschweißt und Stück für Stück von Pfeiler zu Pfeiler nach vorne geschoben.
So geht es nun weiter
Im nächsten Bauabschnitt folgt nun die Betonage der Fahrbahnplatte. In 21 Betonierabschnitten (je rund 25 Meter) wird auf die Stahlkonstruktion mithilfe eines Schalwagens die 37 Zentimeter dicke Platte gegossen. Nach dem Auftragen des Gussasphalts sowie Anbringen der Kappen, Geländer und Schutzplanken wird das zweite Teilbauwerk Ende 2024 fertig sein. „Abgeschlossen ist damit das Projekt aber noch nicht, denn wir freuen uns nach der Fertigstellung auf eine Premiere - den Querverschub des ersten Teilbauwerkes samt Pfeilern und Fundamenten. So etwas hat es in Deutschland in dieser Dimension noch nie gegeben“, sagt der Leiter der Außenstelle Netphen, Marco Gräb.
Talbrücke Rälsbach gesprengt
Die Talbrücke liegt exakt im vorbereiteten Fallbett. Auch wenn die Rälsbach in Bezug auf Höhe und Länge bei weitem nicht mit der „großen Schwester“ Rinsdorf mithalten kann, gab es für Sprengmeister Michael Schneider und sein Team dennoch eine Herausforderung der besonderen Art: Aufgrund der Tallage und des angeordneten Absperrbereichs war die Brücke für die Sprengmannschaft und die Projektverantwortlichen lediglich über einen Monitor einsehbar. „Heute müssen wir uns besonders auf die Technik verlassen, doch mit Hilfe von hochauflösenden Drohnen ist das überhaupt kein Problem“, so Schneider.
„Das war eine 1A-Sprengung“
Auch diesmal hatten - wie bereits vor drei Wochen - am frühen Sonntagmorgen die Absperrposten des THW-Ortsverbandes Siegen ihre Positionen bezogen, um den Sperrbereich rund um die Talbrücke abzuschotten. An insgesamt 24 Punkten in einem Radius von 300 Metern nahmen die THWler Aufstellung. Um 8 Uhr wurde die A45 in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt. Um Punkt 11 rief Schneider dann die vier berühmten Worte „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und nur vier Sekunden später fiel das Bauwerk in die Tiefe. Erneut lief alles nach Plan: Die insgesamt vier Pfeilerpaare haben sich wie ein Zollstock zusammengefaltet; der Überbau ist senkrecht nach unten gestürzt. Michael Schneider war mehr als zufrieden. „Die Brücke ist wirklich senkrecht nach unten gefallen, so dass es tatsächlich eine 1A-Sprengung war“, resümierte er.
Die Begutachtung des bereits fertiggestellten nördlichen Teilbauwerks durch die Bauwerksprüfer ergab im Anschluss, dass die neue Brücke durch die Sprengung keinerlei Schäden davon getragen hat. Die A45 wurde daraufhin am Nachmittag wieder für den Verkehr freigegeben. Die Aufräumarbeiten unter der Brücke starten bereits in der kommenden Woche und werden bis Ende April andauern. Danach beginnen die Bauarbeiten für die neue Brücke.
Mit der Sprengung der Talbrücke Landeskroner Weiher steht im Herbst diesen Jahres das nächste A45-Großereignis auf dem Programm. Auch bei den Talbrücken Rahmede und Eisern sind Sprengungen geplant.
Fakten
- Die Talbrücke Rälsbach steht etwa 300 Meter neben der Talbrücke Rinsdorf und ist 26 Meter hoch und 161 Meter lang (zum Vergleich Talbrücke Rinsdorf: 70 Meter hoch und 485,5 Meter lang)
- Die Sprengung der Nordhälfte der Talbrücke Rälsbach erfolgte Ende November 2017.
- Im Dezember letzten Jahres wurde der Verkehr bereits auf das neue Teilbauwerk gelegt. Seit Ende Januar laufen die Vorbereitungen für die Sprengung.
- 160 Löcher wurden gebohrt, in die insgesamt 12,5 Kilogramm Sprengstoff platziert wurden.
- Beim Ersatzneubau der Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach wird der Ausbau der A45 auf sechs Spuren berücksichtigt.
Geschichte geschrieben: Talbrücke Rinsdorf erfolgreich gesprengt
Der Anspannung folgt um kurz nach 11 Uhr die Erleichterung: Sprengmeister Michael Schneider und sein Team haben mit der Sprengung der rund 70 Meter hohen und 485 Meter langen A45-Talbrücke Rinsdorf Geschichte geschrieben. Noch nie wurde eine so hohe Brücke in Deutschland zu Boden gebracht.
Nun liegt die Brücke sicher in ihrem vorbereiteten Fallbett. Acht Pfeilerpaare sind wie ein Zollstock zusammengeklappt, der Überbau ist senkrecht zu Boden gestürzt.
Bereits in den frühen Morgenstunden ist das Lampenfieber beim Sprengteam und den Mitarbeitern der Autobahn Westfalen deutlich spürbar. Minutiös wurde dieser Tag geplant – seit mehr als einem halben Jahr laufen die Vorbereitungen. Nichts wird dem Zufall überlassen: Drei Stunden vor dem eigentlichen Sprengtermin beziehen die 59 Absperrposten ihre Positionen, um den Sperrbereich rund um die Talbrücke abzuschotten. Eine Stunde vorher wird die A45 in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt. Alles läuft nach Plan. Um Punkt 11 heißt es dann „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und nur vier Sekunden später stürzt das Bestandsbauwerk in die Tiefe. Das fertige neue Teilbauwerk, über das bereits seit einigen Wochen der Verkehr uneingeschränkt fließt, rückt nun ins Blickfeld.
Die Bauwerksprüfer gaben nach weiteren vier Stunden grünes Licht: Am neuen Brückenteilbauwerk wurde kein Schaden festgestellt. Die A45 wurde um 15.30 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.
Verschub erfolgt samt Pfeilern und Fundamenten
„Die gelungene Sprengung ist ein wichtiger Schritt für den Neubau in Rinsdorf. Die lange Vorbereitung auf diesen Tag zeigt, welchen komplexen Aufgaben sich das Team der Autobahn Westfalen an der Sauerlandlinie beim Neubau der Talbrücken stellen muss“, sagt die Direktorin der Autobahn Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek im Beisein von Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. Besonders, wenn es sich um einteilige Talbrücken wie der in Rinsdorf handelt. „Eine besondere Herausforderung für den Brückenneubau – schließlich muss der Verkehr weiter rollen“, so Sauerwein-Braksiek. Und genau deshalb wurde das erste Teilbauwerk neben dem Bestandbauwerk errichtet. Allerdings stehen die Pfeiler noch nicht an ihrem endgültigen Platz. Erst wenn die zweite Brückenhälfte fertiggestellt ist, rücken beide Brückenteile zusammen. „Dabei verschieben wir die Talbrücke samt Pfeilern und Fundamenten – erneut eine Premiere in Deutschland. Das für dieses Projekt konzipierte Bauverfahren in dieser Größenordnung hat Pilotcharakter“, ist Sauerwein-Braksiek sicher.
Luksic: „Ich möchte mich bei allen Beteiligten für die professionelle Vorbereitung und Umsetzung bedanken. Das war unter den besonderen Umständen der Pandemie eine außergewöhnliche Herausforderung. Umso mehr freut es mich, dass alles reibungslos geklappt hat. Es war etwas Besonderes, eine solche technisch anspruchsvolle Sprengung zu erleben. Das ist ein wichtiges Signal zur Beschleunigung der Straßenbaumaßnahmen, gerade in Nordrhein-Westfalen gibt es viel zu tun. Schwerpunkt sind für uns Erhalt und Sanierung, hier wird der Bund in diesem Jahr 4,5 Milliarden Euro investieren." Auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, Stephan Krenz, stellt die Brücken an diesem Tag in den Fokus: „Die Autobahn GmbH treibt mit oberster Priorität die Erhaltung, Sanierung und Erneuerung der Autobahnbrücken im gesamten Netz voran. Wir krempeln die Ärmel hoch und packen an. Die Autobahn GmbH hat bereits eine Taskforce eingesetzt. Sie ermöglicht es, die Brücken in ganz Deutschland systematisch zu erneuern.“
Zwei weitere Sprengungen im Herbst 2022
Nach der erfolgreichen Sprengung der Talbrücke Rinsdorf richtet Sauerwein-Braksiek nun den Blick auf die weiteren Großprojekte, die an der A45 anstehen. „Verständlicherweise schauen gerade alle auf die Talbrücke Rahmede, doch auch bei den zahlreichen anderen Brückenbauprojekten bewegt sich einiges“, blickt die Chefin der Autobahn Westfalen nach vorne. In drei Wochen steht beispielsweise die Sprengung der Talbrücke Rälsbach an. Wegen der großen Nähe zur Talbrücke Rinsdorf wurde sie parallel gebaut. So können Bauzeiten und vor allem die Verkehrseinschränkungen verkürzt werden. Im Oktober 2022 und Februar 2023 stehen dann mit den Sprengungen der Talbrücken Eisern und Landeskroner Weiher zwei weitere Großereignisse an.
Hintergrund
- Die Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes betreut 1385 Kilometer Autobahn und ist zuständig für ca. 2330 Brücken und 11 Tunnel.
- Die Talbrücke Rinsdorf hat eine Gesamtlänge von 485,5 Metern. An der höchsten Stelle misst sie 71,9 Meter. Die Talbrücke Rälsbach ist 161 Meter lang und 25 Meter hoch. Beim Ersatzneubau wird der Ausbau der A45 auf sechs Spuren berücksichtigt.
- Seit Dezember 2011 war die Brücke Rinsdorf für Fahrzeuge über 44 Tonnen gesperrt. Für Lkw wurde ein Mindestabstand von 50 Metern auf der Brücke vorgeschrieben sowie ein Überholverbot eingerichtet.
- Wegen der großen Nähe werden die Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach parallel gebaut. So können Bauzeiten und vor allem die Verkehrseinschränkungen verkürzt werden.
- Die Sprengung der Talbrücke Rälsbach findet am 27. Februar statt.
Die Sprengung im Video
Vorbereitungen für die Sprengung der Talbrücke Rinsdorf laufen
Die Autobahn Westfalen bereitet die Sprengung der Talbrücke Rinsdorf an der A45 vor. Diese findet am 6. Februar 2022 statt.
Seit Jahresbeginn wird die Brücke „geleichert“. Schutzplanken, Rand- und Mittelkappen sowie die Asphaltdecke wurden bereits abgebrochen und entfernt, damit die Brücke an Gewicht verliert. In der Mitte der Brücke hat ein Abbruch-Unternehmen in den letzten zwei Wochen außerdem Teile der Fahrbahnplatte herausgebrochen. Mehrere, rechteckige Löcher - so genannte Kassetten - sind dort nun sichtbar. Sie sollen unter anderem dafür sorgen, dass der Überbau im Moment der Sprengung senkrecht nach unten fällt. Ab der kommenden Woche werden dann die insgesamt 1850 Bohrlöcher für die Sprengung, die für Sonntag, 6. Februar, 11 Uhr terminiert wurde, vorbereitet.
Verkehr liegt auf neuen Teilbauwerken der Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach
Die Verkehrsumlegung ist geschafft: Seit heute (17.12.) fließt der Verkehr auf der A45 in den Baustellen der Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach in beiden Fahrtrichtungen über die neuen Teilbauwerke.
Jetzt laufen die Vorbereitungen für die Sprengung der Talbrücke Rinsdorf, die für Anfang Februar terminiert ist, auf Hochtouren. Schon seit Ende November werden täglich mehrere Lkw-Ladungen Erde unter der Brücke abgeladen, damit dort das so genannte Fallbett aufgeschüttet werden kann. Dieses verhindert, dass herabstürzenden Trümmer die darunter liegende L907 beschädigen oder Teile der Brücke unkontrolliert umherfliegen. Diese Arbeiten werden noch in diesem Jahr abgeschlossen. Seit der gestrigen Verkehrsumlegung wird nun aber auch auf dem Bestandsbauwerk fleißig gearbeitet. Denn: Für die Sprengung muss die Talbrücke Rinsdorf Gewicht verlieren - je mehr Brückenteile vorher abgebrochen oder abgebaut werden, desto weniger fällt nach unten und die Erschütterungen reduzieren sich beim Aufprall. An diesem Wochenende (17./18.12.) wird zunächst die acht Zentimeter dicke Asphaltschicht abgetragen, ehe dann ab Montag (20.12.) mit dem Abbruch der Rand- und Mittelkappen sowie Teilen der Fahrbahnplatte begonnen wird.
Neue Teilbauwerke nehmen bald den Verkehr auf
Auf der A45 bei Wilnsdorf läuft der Verkehr bald über zwei neue Brückenhälften. Die Bauarbeiten an den Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach gehen in einen Zwischenspurt.
Mit der ersten Hauptprüfung erhalten die ersten Teilbauwerke der Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach in diesen Tagen quasi ihre Betriebserlaubnis. Brückenprüfer nehmen im Auftrag der Autobahn Westfalen die Neubauten noch bis Anfang Dezember vom Geländer bis zum Pfeilerfuß unter die Lupe. Im Anschluss wird der Verkehr auf die neuen Bauwerke umgelegt. Gleichzeitig laufen unter der Talbrücke Rinsdorf bereits ab Ende November die Vorbereitungen für die Sprengung des alten Bauwerks.
Die Talbrücke Rinsdorf ist eine von noch vier einteiligen Großbrücken entlang der Sauerlandlinie, die von der Autobahn-Niederlassung Westfalen betreut werden. Das bedeutet, dass die Fahrbahnen beider Richtungen über einen Überbau führen. Eine besondere Herausforderung für den Brückenneubau – schließlich muss der Verkehr weiter rollen. Bereits neu gebaut ist die Lennetalbrücke in Hagen. Hier wurde der fast 1000 Meter lange Überbau einer Brückenhälfte Anfang des Jahres quer in die endgültige Lage verschoben.
Die neue Talbrücke Rinsdorf wird aus zwei Teilbauwerken bestehen – die erste Hälfte ist fertig und geht Anfang Dezember unter Verkehr. Allerdings stehen die über 70 Meter hohen Pfeiler noch nicht an ihrem endgültigen Platz. Erst wenn die alte Brücke gesprengt worden ist und die zweite Brückenhälfte gebaut wurde, rücken beide Brückenteile zusammen. „Dabei verschieben wir erstmals in Deutschland eine so hohe Talbrücke samt ihrer Pfeiler“, beschreibt Karl-Josef Fischer, Geschäftsbereichsleiter Bau der Außenstelle Netphen, eine der – voraussichtlich im Jahr 2024 – anstehenden Herausforderungen. Die zweite Mammutaufgabe für die Autobahn Westfalen ist die Sprengung der Bestandsbrücke. Fischer: „Eine Brücke mit diesen Dimensionen zu sprengen, ist ziemlich einmalig.“
Sperrung der Eiserfelder Straße
Bevor es im Februar soweit ist, muss für die Brücke ein Fallbett hergestellt werden. Schließlich sollen die Trümmer weder die Eiserfelder Straße (L907) noch den Heckebach in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem muss das Bauwerk vor der Sprengung noch geleichtert werden. Das bedeutet, dass der Fahrbahnbelag und sämtliche Aufbauten sowie die so genannten Kragarme und Teile der Fahrbahnplatte entfernt werden. So reduziert sich vor der Sprengung das Gewicht der Brücke – und die Erschütterungen beim Aufprall werden geringer. Für diese Arbeiten muss die L907 ab Montag (29.11.) bis Ende Februar zwischen Rinsdorf und Wilnsdorf gesperrt werden. Eine Umleitung führt über die L909 und B54 über Obersdorf. Das Industriegebiet Wilnsdorf bleibt aus Wilnsdorf erreichbar.
Die Sprengung der Talbrücke Rälsbach ist nur wenige Wochen nach der Rinsdorfer Brücke geplant. Hier sind allerdings nur Wirtschaftswege betroffen und das Teilbauwerk ist kleiner als die Brücke Rinsdorf. Der Verkehr auf der A45 wird ab Anfang Dezember Schritt für Schritt auf die beiden Neubauten umgelegt.
Erste Hauptprüfung
Während das Ende der alten Brücken geplant und vorbereitet wird, machen sich Brückenprüfer daran, die beiden Neubauten ausführlich in Augenschein zu nehmen. Bevor ein Neubau für den Verkehr freigegeben werden kann, steht eine erste Hauptprüfung an. Bei dieser „H1“ werden alle Bauteile wie bei der regulär alle sechs Jahre stattfindenden Hauptprüfung „handnah“ in den Blick genommen. Dabei geht es auch darum, oberflächliche Fehler zu finden und noch vor der Freigabe zu beseitigen. Das können zum Beispiel sogenannte Kiesnester sein, bei denen der Beton an der Schalung nicht ausreichend verdichtet wurde und sich so eine unebene Oberfläche gebildet hat. „Was die inneren Qualitäten der Brückenbauteile angeht, finden die wichtigsten Prüfungen während der Bauphase statt“, erklärt Gunter Nöh, Bauüberwacher der Autobahn Westfalen an den Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach. Für die Talbrücke Rinsdorf geht die derzeitige Prüfung allerdings noch als Sonderprüfung ins Bauwerksbuch ein. Denn die erste Brückenhälfte steht ja noch nicht an ihrem endgültigen Platz. Die H1 folgt dort also erst nach dem Verschub. Bis dahin hat das Bauwerk aber schon ein paar Jahre Verkehr bewältigt.
Hintergrund
- Die Talbrücke Rinsdorf hat eine Gesamtlänge von 485,5 Meter. An der höchsten Stelle misst sie 71,9 Meter. Die Talbrücke Rälsbach ist 161 Meter lang und 25 Meter hoch. Beim Ersatzneubau wird der Ausbau der A45 auf sechs Spuren berücksichtigt.
- Seit Dezember 2011 ist die Brücke Rinsdorf für Fahrzeuge über 44 Tonnen gesperrt. Für LKW wurde ein Mindestabstand von 50 Metern auf der Brücke vorgeschrieben sowie ein Überholverbot eingerichtet.
- Wegen der großen Nähe werden die Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach parallel gebaut. So können Bauzeiten und vor allem die Verkehrseinschränkungen verkürzt werden.
- Vor der Verkehrsumlegung wurde die Brücke Rinsdorf in den vergangenen Wochen abgedichtet. Um diese Arbeite auch bei schlechterer Witterung durchzuführen, wurde ein Zelt aufgebaut.
- Nach dem Asphaltieren folgen Markierungs- und Schutzplankenarbeiten.
Pressefotos der Talbrücke Rinsdorf zum Download
Medienschaffende können sich unter folgendem Link Pressefotos der Talrücke Rinsdorf downloaden.
Bei Veröffentlichung ist die Quelle “Autobahn Westfalen” zu nennen.
Ansprechpartner
Anke Bruch
Kommunikation Außenstellen Dillenburg/Netphen
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anke.bruch[@]autobahn[.]de
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