Gemeinsam mit den beiden Tunnelzentralen in Dresden und Zella-Mehlis wird der Verkehr auf den mehr als 1.500 Autobahnkilometern beobachtet und bei Bedarf gesteuert. Als Tunnelniederlassung kommen in Sachsen und Thüringen zusätzlich fast 50 Röhrenkilometer hinzu. Im Ereignisfall können die Operatoren bei Bedarf in Sekundenschnelle Einfluss auf den Verkehr nehmen. „Vernetzung und Zusammenarbeit sind die Basis für das Verkehrsmanagement“, sagt Andreas Trenkel, Direktor der Niederlassung Ost. Im Verbund der bundesweit neun Verkehrszentralen für die Autobahnen kommt es im sogenannten Korridormanagement darauf an, selbst im Falle einer unvorhergesehenen Vollsperrung die sehr hohen Verkehrszahlen am Laufen zu halten. Hohe fünfstellige Verkehrszahlen sind als Tagesdurchschnitt dabei keine Seltenheit, die im Bereich der Ballungszentren sogar noch höher ausfallen. Dementsprechend gibt es nicht nur für die Kollegen in Peißen in den zwölf Stunden langen Schichten viele Aufgaben zu bewältigen. „Rollender Verkehr ist sicherer Verkehr“, ergänzt Andreas Trenkel mit Blick auf die Ziele des Verkehrsmanagements. Die Harmonisierung des Verkehrsflusses führt automatisch zu mehr Verkehrssicherheit. Unnötige Staus werden vermieden und die Belastungen für die Verkehrsteilnehmenden sowie die Umwelt werden verringert.
Neustart ohne Neueröffnung
Ebenso wie die großen und kleinen Baustellen auf den Autobahnen erfolgte der Neubau der Verkehrszentrale Ost unter „laufendem Verkehr“. Bereits seit 2003 hatte die damalige Verkehrsmanagementzentrale ihren Sitz in Peißen bei Halle. Mit Übernahme der Verantwortung der Autobahn GmbH wurde der Einflussbereich sukzessive vergrößert und endet nunmehr nicht an den Grenzen der Bundesländer. Neben dem Verkehrsmanagement überwachen die Kollegen permanent alle Informationsquellen, seien es Induktionsschleifen in der Fahrbahn, Kameras, Wetterstationen und viele mehr. Trotz aller Technik werden die meisten Entscheidungen jedoch vom Menschen getroffen. „Dabei kommt es auf eine sehr gute Gesamtübersicht und eine schnelle Priorisierung an“, weiß Christian Reiss, der die Verkehrszentrale Ost leitet. Neben weiteren Verkehrszentralen ist der Informationsaustausch mit weiteren Stellen, wie beispielsweise der Polizei oder den Rettungsleitstellen, essenziell. Verkehrssicherheit ist dabei immer ein Gesamtprodukt aller Akteure.
Der Neubau der Verkehrszentrale Ost hatte den klaren Fokus darauf, dass alle Systeme stets möglichst übersichtlich und schnell erfasst und bedient werden können. Waren es vorher noch feste Stationen für 15 Einzelsysteme, so können nun die einzelnen Arbeitsplätze individuell an den jeweiligen Bediener angepasst werden. Die Monitorleinwand aus insgesamt 16 großformatigen Bildschirmen nimmt dabei stets die wichtigsten Daten in den Fokus.
„Die Arbeitserleichterung ist enorm. Bei den langen Schichten müssen wir im Ereignisfall sehr effizient vorgehen“, hebt Christian Reiss den Mehrwert der neuen Verkehrszentrale hervor. Dass der Betrieb während der Bauarbeiten unvermindert weitergehen musste, hat den Kollegen sehr viel abverlangt. Nachdem unter anderem mehr als sieben Kilometer Kabel neu verlegt werden mussten, wurde die Arbeit nun Stück für Stück in das neue Herzstück des Verkehrsmanagements in der Niederlassung Ost verlegt.
Viele Systeme, ein Ziel
In der Verkehrszentrale laufen viele Prozesse und Systeme zusammen. Automatisierte Schaltungen der Anzeigetafeln, das Baustellenübersichtssystem sowie das ganzheitliche Betriebssystem AutobahnOS zahlen alle auf Verkehrssicherheit ein. Die bundesweit einheitliche Digitalisierung hilft dabei, die Fernstraßeninfrastruktur zu vernetzen und zu automatisieren. Ein wesentlicher Bestandteil des neuen Betriebssystems ist unter anderem das Korridormanagement, also die überregionale Verkehrssteuerung auf den wichtigen Autobahnkorridoren zwischen den Metropolen und Ballungsräumen in Deutschland. Bei den bereits in Betrieb stehenden Applikationen stellen die Verkehrslage sowie die Baustellenübersichten eine sehr gute Informationsquelle für die schnelle Entscheidungsfindung der Operatoren dar und dienen somit der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Bis Ende 2026 sollen alle Verkehrszentralen mit dem Betriebssystem AutobahnOS und allen zur Verfügung stehenden Applikationen arbeiten. Die Erfahrungswerte der Kollegen aus Peißen werden auf diesem Weg eine große Hilfe sein, um die neuen Applikationen noch leistungsfähiger zu machen.