Aachen (Autobahn GmbH). Schon ein Jahr vor der geplanten Vollsperrung der A544 wurde eine „Große Verwaltungsrunde“ unter Beteiligung aller relevanten Stakeholder etabliert. In dieser Runde wurden Ergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen vorgestellt und wesentliche Entscheidungen zum weiteren Vorgehen getroffen, zum Beispiel aus den Gruppen Verkehrsmodell/Verkehrstechnik, Verkehrsbehörde und Kommunikation. Ebenso wurden im durch die IHK Aachen initiierten „Stakeholderkreis Haarbachtalbrücke“ weitere Stakeholder über den aktuellen Sachstand informiert.
In Ergänzung zu den genannten Themenfeldern, wurde zeitgleich ein neues Thema, die „Flankierenden Mobilitätsmaßnahmen“ auf die Agenda gesetzt. Die Autobahn GmbH, die Stadt Aachen und die IHK Aachen haben sich auch hier an einen Tisch gesetzt, um Lösungen für dieses neue Thema herauszuarbeiten. Weitere wichtige Akteure waren die Städteregion Aachen, das Verkehrsunternehmen ASEAG und der Dachverband go.rheinland. Herausgekommen sind sogenannte „Flankierende Mobilitätsmaßnahmen“, die mögliche alternative und nachhaltige und insbesondere staufreie Mobilitätsverhalten zum Ziel haben. Die Maßnahmen wurden erstmalig in Deutschland in Ergänzung zu den bereits bewährten Maßnahmen aus den Bereichen Verkehrsmanagement und Kommunikation umgesetzt.
Maßnahmen erweisen sich als Gewinn
Schon nach kurzer Zeit zeigte sich, dass sich zahlreiche der Maßnahmen als Gewinn erweisen. Dem sichtbaren und spürbaren Erfolg folgen nun auch handfeste Zahlen, die die Maßnahmen und ihre Wirkung bestätigen. Möglich wurde das durch eine Umfrage der Vereinigten Unternehmerverbände (VUV) Aachen, an der sich 300 Entscheider beteiligten. Zwar gaben nur zehn Prozent an, in ihrem Betrieb nichts von der geschlossenen A544 zu spüren, Umsatzeinbußen aber meldete kein einziger der Betriebe. Weitere Ergebnisse: 40 Prozent hören regelmäßig, dass Aachen schlecht erreichbar sei, 20 Prozent sagen das auch für ihr Unternehmen. 20 Prozent beklagen den Mehraufwand, um ihre Kunden zu beliefern, 80 Prozent, dass die Belegschaft lange Umwege in Kauf nehmen und mehr Zeit aufwenden muss, um zur Arbeit zu kommen.
70 Prozent fangen nun morgens früher an
Gunter Schaible, IHK-Geschäftsführer für die Bereiche International, Verkehr und Handel greift in einem Interview mit der Aachener Zeitung einzelne Aspekte dieser Umfrage auf und sagt, dass nahezu 90 Prozent mit sehr großen Zeitverlusten gerechnet haben, nun aber nur 41 Prozent Verzögerungen beklagen, die sich zu einem großen Teil auf bestimmte Tageszeiten konzentrieren. 15 Prozent der Firmen haben deswegen ihre Arbeitszeiten angepasst, rund 20 Prozent setzen noch mehr auf mobiles Arbeiten als schon zuvor, um den Spitzenzeiten aus dem Weg zu gehen. Auch die Mitarbeiter haben auf die Sperrung reagiert, da 30 Prozent der Beschäftigten zu spät kamen: 70 Prozent fangen nun morgens früher an, um pünktlich anzukommen. Er bezieht sich auch auf die flankierenden Mobilitätsmaßnahmen. „Für uns ist es ein Erfolg, dass die Autobahn GmbH erstmals in Deutschland die Bauphase der neuen Haarbachtalbrücke mit flankierenden Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements begleitet“, so Gunter Schaible.
Das Aachener Modell soll nach Einschätzung der Autobahn GmbH als Blaupause für zukünftige Baustellen dienen und Behinderungen vermeiden helfen.