400 Beteiligte proben im Jagdbergtunnel
Besonders spannend wurde es in der Nacht vom 19. auf den 20.10.2024 im vollgesperrten Jagdbergtunnel (A 4). Ein echtes Feuer, vier Gasfeuergeräte und 100 kunstblutverschmierte Statisten in den Rollen der Verunfallten stellten die 300 Einsatzkräfte auf die Probe. An 13 verschiedenen Stationen galt es, Abläufe zu üben und die Zusammenarbeit zu schulen. Ein Massenanfall von Verletzten wurde bewältigt, fiktive Fahrzeugbrände gelöscht und der Verletztentransport durch die verrauchten Tunnel geübt.
Im Fokus stand auch die Brandbekämpfungsanlage des Tunnels. „Mit Hilfe eines Realbrandversuches, also eines brennenden Fahrzeuges, haben wir die Anlage erfolgreich auf ihre Funktion überprüft. Die Brandversuche hatten das Ziel, die Funktionsfähigkeit der Mess- und Sicherheitseinrichtungen unter realitätsnahen Bedingungen zu testen“, berichtet der Thüringer Tunnelmanager der Autobahn GmbH, Matthias Posern.
Dabei erkennen Detektoren den Brand bei hohen Temperaturen und melden ihn dann an die Brandmeldezentrale im Betriebsgebäude des Tunnels und weiter zur Zentralen Betriebsleistelle nach Zella-Mehlis. Ist der Brand einmal erkannt, startet die Technologie automatisch den Löschvorgang und beginnt, Löschschaum über einzelne Rotoren an der Decke zu versprühen, bis die Feuerwehr vor Ort ist. „Im Ernstfall erkennen die Operatoren der Zentralen Betriebsleitstelle das Feuer oder eine Rauchentwicklung über verschiedene Messeinheiten im Tunnel schneller und lösen das jeweilige Brandprogramm über die Leittechnik manuell aus“, erläutert der Tunnelmanager weiter.
Die Anlage trägt erheblich zu Tunnelsicherheit bei, weil sie die Ausbreitung eines Feuers eindämmen und so Menschenleben retten kann.
Um den Tunnel nach der Übung wieder freizugeben, musste dieser gereinigt und vom Schaum befreit werden. Dabei halfen die Autobahnmeisterei Erfurt und die Autobahnmeisterei Tunnel Zella-Mehlis tatkräftig mit monderster Technik, sodass der Verkehr wieder pünktlich 6:00 Uhr durch den Tunnel rollte.
Rund 55.000 Fahrzeuge passieren die 3 km lange Unterquerung pro Tag. Damit gehört der Jagdbergtunnel, dessen Inbetriebnahme sich 2024 zum zehnten Mal jährt, zu den am stärksten befahrenen Autobahnabschnitten der Region.
Fiktives Unfallszenario in der Dresdner Tunnelkette
Auch in Dresden bewiesen Ende September 150 Rettungs- und Sicherheitskräfte anhand drei Teilszenarien eindrucksvoll, dass sie für Rettungsaktionen in der A 17-Tunnelkette Dresden bestens gerüstet sind. Die Autobahn GmbH des Bundes hatte gemeinsam mit der Feuerwehr der Stadt Dresden den fiktiven Ernstfall organisiert, um die Zusammenarbeit aller Beteiligten möglichst realistisch zu üben.
Einen echten Brand gab es in der Tunnel-Brücke-Tunnel-Kombination in Dresden zwar nicht, dafür jede Menge Rauch sowie Blut aus dem Kosmetiktopf. Denn auch hier lautete eine der Aufgaben, eine große Anzahl an Verletzten zu retten. Das Szenario: Zwischen einem LKW und einem vollbesetzten Minivan hatte sich ein Unfall ereignet. Neben der Bergung von insgesamt elf Verunfallten hieß es zudem, ein Feuer mit starker Rauchentwicklung zu löschen, das sich infolge des Unfalls entfacht hatte.
Die Übung im Tunnel Coschütz zielte jedoch nicht nur auf den Einsatz der Rettungskräfte und deren Zusammenspiel ab. Auch die technischen und baulichen Einrichtungen zur Brandfallbewältigung sowie das Agieren der Tunnelbetriebszentrale (TBZ) standen auf dem Prüfstand. Die Operatoren der TBZ dienen als wichtiges Bindeglied zwischen den beteiligten Behörden und Organisationen, wie Frank Steinberg, Tunnelmanager für den Bereich Sachsen, verrät: „Nach Eingang des Notrufes aus dem Tunnel müssen die Kollegen nach einem Alarm- und Gefahrenabwehrplan handeln, welchen die Autobahn GmbH des Bundes erarbeitet und mit den Behörden abgestimmt hat. Dabei ist es essenziell, zunächst alle beteiligten Akteure umgehend zu informieren.“ Auch während des Einsatzes kommunizieren die Operatoren mit den Rettungskräften, um die Tunneltechnik bedarfsgerecht zu steuern.
Rettungseinsatz mit Baustelle im Tunnel Königshainer Berge
Verletzte Personen aus einer Tunnelröhre zu retten, ist das eine. Verletzte Personen aus einer Tunnelröhre mit Baustelle zu retten, das andere. Genau dieser Umstand wurde im April dieses Jahres im 3,3 km langen Tunnel Königshainer Berge (A 4) geprobt. Um die tunneleigene Feuerwehr auf die bevorstehenden, umfangreichen Baumaßnahmen vorzubereiten, fand auch außerhalb des gesetzlich festgelegten Vier-Jahres-Rhythmus eine Übung statt. Denn die normalerweise durch zwei Tunnelröhren verlaufenden Fahrtrichtungen wurden in einer sogenannten einspurigen Gegenverkehrsführung in eine Tunnelröhre zusammengelegt. Da die zweite, parallel verlaufende Tunnelröhre nun den Baumaßnahmen zur Verfügung steht, war es für die Einsatzkräfte von großer Bedeutung, unter den neuen Gegebenheiten zu üben. Über 120 Personen der Ortsfeuerwehren, Rettungsdienste, Polizei und der Tunnelfeuerwehr probten zwei Unfallszenarien mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad und starteten so gut vorbereitet in die Bausaison.
Viel Qualm und wenig Licht gepaart mit viel Lärm und wenig Platz: Einsätze in den Engen der Tunnelröhren sind für Rettungskräfte eine Mammutaufgabe. Ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen Rettungskräften, Tunneloperatoren und der vorhandenen Brandschutztechnik im Tunnel sind dabei das A und O. Die drei erfolgreichen Übungen in diesem Jahr boten den Beteiligten einmal mehr die wertvolle Erfahrung, Unfälle und Brände im Tunnel bestmöglich bewältigen zu können. Ein zufriedenes Fazit zieht auch Andreas Trenkel, Direktor der NL Ost: „Ich danke allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz im Rahmen der Tunnelübungen. Die Übungen haben gezeigt, dass alle Einsatzkräfte auf Extremereignisse bestmöglich vorbereitet sind. Die Mitarbeitenden der Autobahn GmbH arbeiten jeden Tag daran, das sehr gute Sicherheitsniveau in unseren Tunneln zu halten. Dafür sehe ich uns gut gerüstet.“