Der rund 1.100 Meter lange Eichelbergtunnel im Zuge der A71 zwischen den Anschlussstellen Meiningen-Süd und Rentwertshausen bildet den Auftakt der anstehenden Maßnahmen. Seit Mitte März dieses Jahres wird dort gearbeitet. Er zeigt beispielhaft die Anforderungen an eine moderne und leistungsfähige Tunnelinfrastruktur.
Nach fast 20 Jahren intensiver Nutzung sind am Bauwerk des Eichelbergtunnels umfangreiche Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich. Dazu gehören die Erneuerung der Notgehwege und Schlitzrinnen im Tunnel sowie das Aufbringen einer hellen Beschichtung an den Tunnelwänden. Damit wird künftig das Eindringen von Chloriden in den Beton verhindert und die Verkehrssicherheit im Tunnel deutlich erhöht.
Technische Herausforderungen und notwendige Erneuerungen
Die betriebs- und verkehrstechnische Ausstattung des Tunnels stammt noch aus den Jahren 2004 und 2005 und entspricht damit nicht mehr den heutigen Standards. Damit verbunden sind ein hoher Wartungsaufwand, eine steigende Anzahl technischer Defekte und deutlich zunehmende Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung im technischen Bereich, weshalb grundlegende Erneuerungen durchgeführt werden: Zum einen soll die Beleuchtung durch die Umstellung von Natriumhochdruck- auf LED-Technik verbessert werden. Zum anderen werden die Notausgänge deutlicher gekennzeichnet und die Verständlichkeit der Lautsprecheranlagen verbessert. Die Autobahn GmbH setzt damit die Anforderungen der Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT 2006) sowie die Empfehlungen für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln mit einer Planungsgeschwindigkeit von 80 km/h oder 100 km/h (EABT-80/100) um.
Darüber hinaus wird die Leit-, Steuerungs- und IT-Technik umfassend modernisiert und auf die Anforderungen kritischer Infrastrukturen (KRITIS) ausgerichtet. Neben der Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit werden dadurch auch die Betriebs- und Instandhaltungskosten gesenkt. Um die Erneuerung von Bauwerk und Technik möglichst effizient und zeitlich so konzentriert wie möglich durchführen zu können, wird im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen jeweils eine Tunnelröhre gesperrt und die andere Röhre im Gegenverkehr betrieben. Da der Tunnel nicht für diese Verkehrsführung ausgelegt ist, sind umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. So müssen beispielsweise ein Lüftungsgutachten erstellt, die Sicherheitsbeurteilung, die Gefahrenanalyse Gefahrgut sowie die Alarm- und Gefahrenabwehrpläne angepasst werden. Die technische Ausstattung wurde 2023 für den Gegenverkehr mit einer Einfahrtsbeleuchtung, einer Tunnelsperranlage, Kameras und Handfeuermeldern ergänzt. Vorbereitend wurde im Frühjahr 2023 auch ein Heißbrandversuch in Verbindung mit einer Großübung der Feuerwehr durchgeführt.
Die Erkenntnisse aus der Sanierung des Eichelbergtunnels sind eine wichtige Grundlage für weitere geplante Modernisierungsvorhaben an unseren Tunnelbauwerken in Thüringen und tragen wesentlich zur Gewährleistung der Dauerhaftigkeit und Sicherheit der Tunnelinfrastruktur bei.
Geplante Maßnahmen am Tunnel Rennsteig
Am Rennsteigtunnel sind nach über 20 Jahren Verkehrsbetrieb ebenfalls Erhaltungs-, Instandsetzungs- und Nachrüstungsmaßnahmen am Bauwerk und an der technischen Ausstattung erforderlich. Auch hier besteht die grundsätzliche Problematik, dass weder das Bauwerk noch die Technik für eine bauzeitliche Verkehrsführung im Richtungsverkehr ausgelegt sind. Aufgrund der Länge von acht Kilometern und wegen der Lage innerhalb der Tunnelkette „Kammquerung Thüringer Wald“ sind die Herausforderungen im Vergleich zum Eichelbergtunnel noch einmal deutlich größer.
Das Lüftungssystem des Rennsteigtunnels mit seinen beiden Luftaustauschzentralen „Flößgraben“ und „Kehltal“ ist bereits im Normalbetrieb, also im Richtungsverkehr, äußerst komplex. Für eine Gegenverkehrsführung existieren hier keinerlei Erfahrungen. Zur Vorbereitung der Baumaßnahme müssen daher alle in Frage kommenden Verkehrsführungen betrachtet werden. Aufgrund der Wechselwirkungen zwischen Verkehrsführung, Lüftungskonzept, Risiko- bzw. Sicherheitsbewertung, Gefahrenabwehr und Bautechnologie wird in diesem Jahr ein Fachgutachten erstellt, in dem diese Kriterien zusammenhängend untersucht und bewertet werden. Ziel ist es, für den Rennsteigtunnel ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, das ein Optimum zwischen Tunnelsicherheit, Verkehrsführung, Bauzeit und Kosten bei möglichst geringer Beeinträchtigung der Verkehrsteilnehmenden bzw. geringer Belastung der Anwohnerinnen und Anwohner an den Umleitungsstrecken darstellt.
Aktuell ist davon auszugehen, dass die damit verbundenen Untersuchungen, Abstimmungen und vorbereitenden Maßnahmen den Zeitraum bis 2026 in Anspruch nehmen werden. Die ersten Arbeiten am Rennsteigtunnel werden demnach im Jahr 2027 beginnen.