Die Emissionsziele, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat, erfordern auch im Straßen- und Ingenieurbau innovative Ideen und Technologien. Als einer der größten Infrastrukturbetreiber des Landes und bedeutender Auftraggeber in diesem Bereich sieht sich die Autobahn GmbH des Bundes hier in einer besonderen Verantwortung. An der Schnittstelle zwischen Verkehr und Industrie will das Unternehmen als Impulsgeber, Innovationsführer und Förderer neuer Technologien agieren und so die Weichen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit stellen.
CO2-Reduzierung beim Asphalteinbau
Mit dem ab 2017 geltenden Grenzwert für Aerosole und Dämpfe aus der Bitumenverarbeitung wird Niedrigtemperaturasphalt (NTA) auch im Autobahnstraßenbau zur neuen Standardbauweise. Dank neuer Bitumentechnologien und Zusätze können dabei die Herstellungs- und Einbautemperatur des Asphalts abgesenkt werden. Weil die Herstellung (größter CO2-Anteil im Straßenbau) damit weniger Energie benötigt, wird eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreicht.
Die neue Fahrbahn der A 6 bei Walldorf/Wiesloch wird in Kompaktasphalt-Bauweise hergestellt. Das heißt, Binder- und Deckschicht werden in einem Arbeitsgang eingebaut und vorverdichtet. Das verbessert die Qualität des Schichtenverbundes und erhöht damit die Lebensdauer der neuen Fahrbahn. Wenn Autobahnen seltener saniert oder erneuert werden müssen, ist das ein entscheidender Schritt zu mehr Nachhaltigkeit und weniger Emissionen.
Die zentralen Bauprozesse Asphaltherstellung, Transport, Einbau und Verdichtung werden digitalisiert, vernetzt und in Echtzeit aufeinander abgestimmt. Diese Prozessoptimierung nach QAA 4.0 (Qualitätsstraßenbau Autobahn Asphalt 4.0) ermöglicht einen unterbrechungsfreien Einbau ohne Nahtstellen. Dadurch verbessern sich die Einbauqualität und die Dauerhaftigkeit der neuen Fahrbahn. Darüber hinaus trägt QAA 4.0 zu mehr Ressourceneffizienz bei, da durch die bedarfsgerechte Steuerung nur so viel Mischgut produziert und transportiert wird, wie tatsächlich benötigt wird.
Mehr zu QAA 4.0 finden Sie hier: Innovation im Fokus | QAA 4.0: Digital. Wirtschaftlich. Nachhaltig.
Hohe Recyclingquote und kurze Transportwege
Indem dem Mischgut mehr Asphaltgranulat zugegeben wird (40 % in Deck-, 60 % in Binder-, 80 % in Tragschicht), wird die Recyclingquote bei der Asphaltherstellung deutlich erhöht. Beim Pilotprojekt wird das Granulat dabei ausschließlich aus der alten Fahrbahn gewonnen. Das Fräsgut darf nicht zu anderen Baustellen transportiert werden. Durch diese vertraglich verankerte Neuerung wird der auf den Transport zwischen Mischwerk und Baustelle entfallende CO2-Anteil minimiert.
Dieser Effekt der kurzen Transportwege wird dadurch verstärkt, dass nur Mischwerke aus der Region die Baustelle beliefern. Um das sicherzustellen, wurden schon bei der Vergabe des Projekts klimarelevante Faktoren berücksichtigt, indem die Entfernung von Mischwerken und Baustelle als zusätzliches Wertungskriterium Eingang fand. Das Ergebnis des innovativen Ansatzes: weniger Lieferverkehr, weniger Emissionen und weniger Belastung für Mensch und Umwelt.
Nachhaltiger Straßenbau ist möglich
Wesentliche Fortschritte auf dem Weg zu einem klimaeffizienten Straßenbau lassen sich nur erzielen, wenn alle zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt werden. Das Pilotprojekt der Niederlassung Südwest hat bereits gezeigt, dass dies funktionieren kann. Eine Auswertung wird zeigen, wie viel CO2 im Vergleich zu einer konventionellen Asphaltbaustelle eingespart werden konnte. Klar ist aber schon jetzt: Mehr Nachhaltigkeit geht! Mit den Instrumenten, die wir heute haben - und mit neuen Ideen und Technologien, die wir morgen auf die Straße bringen.
Projektdetails:
Strecke: A6 zwischen Autobahnkreuz Walldorf und Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg, Fahrtrichtung Heilbronn, Länge rd. 4,5 km
letzte Erneuerung: vor ca. 20 Jahren
Verkehrsstärke (DTV): rd. 90.000 Kfz/Tag, davon 20 % Schwerverkehr
Bauleistungen: grundhafte Erneuerung in Asphaltbauweise (Verfestigung, Trag-, Binder- und Deckschicht), Anpassung von Gradiente (Höhenverlauf) und Quergefälle, Erneuerung der Betonschutzwände und Stahlschutzplanken
Bauzeit: Juni 2024 bis Dezember 2024