Ein Hauch von Science-Fiction: Wie die Verkehrszentralen den Verkehr steuern

Eine beliebige Autobahn an einem beliebigen Tag in Deutschland: Auch wenn jeder Autofahrer und jede Autofahrerin ein anderes Ziel zu haben scheint, eint sie doch ein gemeinsamer Wunsch: schnell, sicher und stressfrei ans Ziel zu kommen. Diesen Wunsch versuchen die Verkehrszentralen der Autobahn GmbH zu erfüllen – jeden Tag, rund um die Uhr.


Zugegeben, nicht immer gelingt das. Denn Unfälle führen oft zu Staus. Aber nicht auszudenken, wie die Situation auf den Autobahnen ohne modernes Verkehrsmanagement wäre. Mit einem Wort: furchtbar. Jeden Tag gäbe es unzählige kilometerlange Staus, der Berufs- und Reiseverkehr würde regelmäßig zusammenbrechen. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle würde massiv ansteigen. Fahrten auf deutschen Autobahnen, die im Vergleich zu anderen Straßen als besonders sicher gelten, wären regelmäßig eine Qual – und deutlich riskanter.

Operatoren haben alles im Blick

In Deutschland arbeiten rund 200 Frauen und Männer daran, dass ein solches Schreckensszenario nicht Realität wird. In den insgesamt neun Verkehrszentralen der Autobahn GmbH haben sie jede Minute ein wachsames Auge darüber, was auf Deutschlands Autobahnen passiert. Die Fachleute für das Verkehrsmanagement sind männliche und weibliche Verkehrsingenieure, IT-Spezialisten und Techniker, sogenannte Operatoren. 

Ihre Arbeitsplätze erinnern an Science-Fiction-Filme: Sie sitzen in Kontrollräumen, die mit viel Hightech und unzähligen Monitoren ausgestattet sind und von denen aus sie das Verkehrsgeschehen auf den Autobahnen im Blick haben. Mit viel Know-how, Erfahrung und Ortskenntnis sorgen sie dafür, dass der Verkehr insbesondere in den verkehrsreichen Ballungsgebieten in Deutschland möglichst gleichmäßig fließt.

Die Verkehrszentralen nutzen verschiedene Instrumente, um den Verkehr auf dem Autobahnnetz zu steuern. Dazu gehören zum Beispiel Streckenbeeinflussungsanlagen, die über LED-Wechselverkehrszeichen automatisch Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Gefahrenwarnungen anzeigen. Ist die Verkehrsdichte zu groß, können die Operatoren den Seitenstreifen vorübergehend freigeben und so die Kapazität der Autobahn erhöhen – allerdings nur, wenn sie zuvor per Kamera überprüft haben, dass sich dort kein Pannenfahrzeug oder andere Hindernisse befinden. Auf insgesamt 3.500 Richtungskilometern regeln Streckenbeeinflussungsanlagen den Verkehr – das sind rund 14 Prozent des gesamten Autobahnnetzes.

Die Verkehrsbeeinflussungsanlagen verbessern nicht nur den Verkehrsfluss und minimieren oder vermeiden Staus. Sie tragen auch dazu bei, die Häufigkeit und Schwere von Unfällen zu reduzieren, indem sie über digitale Anzeigen vor Gefahrensituationen wie Stau, Nebel oder Glatteis warnen. Mit der zunehmenden Verbreitung kooperativer intelligenter Verkehrssysteme („C-ITS“) werden wichtige Warnhinweise auch direkt in die Fahrzeuge gesendet, was die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden deutlich erhöht. Mit der Einführung des Baustellenwarners, der entsprechend ausgestattete Fahrzeuge vor Tagesbaustellen warnt, hat die Autobahn GmbH hier eine internationale Vorreiterrolle eingenommen.

Wichtige Rolle der Verkehrszentralen bei der digitalen Mobilität

Unter der Federführung der Verkehrszentrale Deutschland (VZD) sind die Verkehrszentralen der Autobahn zu einem Verbund zusammengeschlossen. Auf Grundlage eines leistungsfähigen IT-Betriebssystems sollen die Verkehrszentralen den Nutzerinnen und Nutzern der Autobahnen mit einem noch besserem Verkehrsmanagement dienen. Ziel ist es, den Verkehr in sieben Korridoren entlang der Hauptverkehrsachsen zwischen den Ballungsräumen optimal zu steuern. Diese überregionale Verkehrssteuerung wird als Korridormanagement bezeichnet. Ein wesentlicher Vorteil für die Verkehrsteilnehmenden besteht darin, dass bei unvorhergesehenen Sperrungen teilweise großräumige Umleitungsempfehlungen gegeben werden, so dass Staus reduziert und Reisezeiten verkürzt werden.

Während die Verkehrszentralen den Verkehr in ihrer jeweiligen Zuständigkeit lenken und dort die verkehrstelematischen Anlagen planen, bauen und betreiben, nimmt die Verkehrszentrale Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main im Verbund der neun Verkehrszentralen der Autobahn GmbH die Rolle einer Masterzentrale für das Verkehrsmanagement ein. Sie organisiert die Vernetzung der Verkehrszentralen und entwickelt gemeinsam mit Industrie, Forschung und Wissenschaft innovative Zukunftstechnologien. „Wir sind auf dem Weg zur digitalen Mobilität“, sagt Prof. Gerd Riegelhuth, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehrsmanagement, Betrieb und Verkehr. „Die Verkehrszentralen der Autobahn GmbH werden dabei eine entscheidende Rolle spielen. Unsere Mission bleibt aber unverändert: weniger Staus und mehr Sicherheit für alle.“