Sperrung A544 in Aachen - Teil 2: Änderung des Reiseverhaltens war das Ziel

Der Sperrung der Aachener Stadtautobahn A544 gingen monatelange Vorarbeiten voraus, um ein Verkehrschaos zu verhindern. Verschiedene Stakeholder waren involviert, darunter auch die Autobahn GmbH.


Doch wie wurde im Vorfeld der Sperrung eigentlich gearbeitet? Durch einen externen Dienstleister wurde nach einer umfassenden Analyse der „Plan flankierende Mobilitätsmaßnahmen“ erarbeitet. Das Ziel: Eine Änderung des Reiseverhaltens zu bewirken, konkret die Vermeidung von Fahrten, die Verschiebung der Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten und die Nutzung alternativer Verkehrsmittel. 

Im Plan wurden drei Hauptzielgruppen identifiziert: Pendlerverkehr, Güterverkehr (einschließlich Handwerker-, Dienstleistungs- und Logistikverkehr) und Besucherverkehr. Bei der Umsetzung der Maßnahmen wurde der Schwerpunkt zunächst auf den Pendlerverkehr gelegt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieser in der Hauptverkehrszeit den größten Anteil ausmacht. 

 

Folgende Maßnahmen standen bei der Umsetzung im Fokus:  

  • Information der Zielgruppen anhand einer Toolbox mit zahlreichen Plakaten und          Flyern
  • App-basierte Incentivierung alternativer Verkehrsmittel durch Nutzung der App aachen.move der Stadt Aachen
  • Förderung Nutzung von Mitfahrerparkplätzen, Park+Ride-Parkplätzen und Fahrgemeinschaften
  • Pendlerinfo-Angebot vor Ort
  • „Quick-Check Betriebliches Mobilitätsmanagement“ für betroffene Unternehmen 

 

Warum überhaupt „Flankierende Mobilitätsmaßnahmen“? 

Durch die flankierenden Mobilitätsmaßnahmen sollte im Straßennetz „Raum“ für die Verkehrsteilnehmer geschaffen werden, die zur Hauptverkehrszeit mit dem Kfz unterwegs sein müssen, weil es für sie keine Alternativen gibt. Erkenntnisse aus den Niederlanden, wo diese Form des baubegleitenden Mobilitätsmanagements schon seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet wird, zeigen, dass damit Reduzierungen von bis zu über zehn Prozent der Kfz-Fahrten in Hauptverkehrszeiten erreicht werden können und hiermit eine deutliche Entspannung der Verkehrslage einhergeht. „Diese zehn Prozent haben auch wir uns als Zielgröße gesetzt“, sagt Emely Weyand. Anja Estel, Geschäftsbereichsleiterin des Kompetenzcenter Verkehrszentrale in der Niederlassung Rheinland führt an: „Schon fünf bis zehn Prozent weniger Kfz-Fahrten während der Hauptverkehrszeit führen zu einer deutlichen Entspannung der Verkehrslage auf den Umleitungsstrecken.“  

 

Programm „clever mobil“ unterstützt beim betrieblichen Mobilitätsmanagement

Durch das Programm „clever mobil“ steht in der Region ein für den Erfolg wesentliches Netzwerk zur Verfügung. Im Programm clever mobil dreht sich alles rund um Themen des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Im Fokus steht die Unterstützung von Betrieben und Unternehmen in Stadt und Städteregion zur Einführung und Optimierung der betrieblichen Mobilitätsbelange. Bei clever mobil handelt es sich um ein Kooperationsprojekt von Stadt Aachen, StädteRegion Aachen, IHK Aachen, mit Kernpartnern ASEAG (Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG) und avv (Aachener Verkehrsverbund). Aktuell sind 23 Unternehmen mit 26.600 Arbeitnehmenden Teilnehmer am Programm.  

 

Flyer für die Anreise bei Großveranstaltungen

Dieses Netzwerk und die Expertise und Ressourcen von Mitarbeitern der Stadt Aachen und der IHK Aachen konnte schon in einer frühen Phase – der Planerstellung – genutzt werden. Auch nach Umsetzung der Maßnahmen besteht weiterhin Kontakt zu diesen wesentlichen Stakeholdern. Und es werden noch weitere Maßnahmen für weitere Zielgruppen erarbeitet, wie zuletzt der pünktlich vor dem weltbekannten Reitturnier CHIO gemeinsam in deutscher und englischer Sprache erarbeitete Flyer für die Anreise bei Großveranstaltungen. Damit sollten Besucherinnen und Besucher über die aktuelle Situation und mögliche Alternativen informiert werden und gut zur jeweiligen Veranstaltungsstätte gelangen. 

 

Wirksamkeit der Maßnahmen wird begleitend untersucht

Auch die Wirksamkeit der Maßnahmen soll begleitend untersucht werden. Ziel ist, darauf aufbauend eine Blaupause mit Empfehlungen für zukünftige Projekte zu entwickeln.  „Das Geheimnis des Erfolges in Aachen ist, dass die Arbeitgebenden und wichtigen Stakeholder mit ins Boot geholt wurden“, sagt Rob Schaap. Er hat als externer Dienstleister den Plan erstellt und auch die Umsetzung der Maßnahmen begleitet. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat in den Niederlanden für Rijkswaterstaat schon flankierende Mobilitätsmaßnahmen für viele Projekt begleitet. 

 

App aachen.move ist eine weitere Erfolgsstory 

Eine nachgewiesene Erfolgsstory war die begleitende Nutzung der App aachen.move der Stadt Aachen. User konnten mit der App zwei Jahre lang durch die Nutzung von Mobilitäts-Alternativen, wie etwa von Park + Ride oder Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten, Klimataler sammeln und diese in besondere Prämien umwandeln. Zu den besonderen Prämien zählten Baustellenbesichtigungen an der neu entstehenden Haarbachtalbrücke. Hautnah erlebte Emely Weyand, Leiterin der Abteilung "Verkehrsplanung und Nachhaltige Mobilitätskonzepte" aus dem Geschäftsbereich "Verkehrsplanung und Nachhaltige Mobilitätskonzepte", während der Besichtigung, wie gut die Maßnahmen in der Bevölkerung angenommen wurden. „Wir haben tatsächlich sehr viel gutes Feedback erhalten, u.a. auch zu unseren flankierenden Maßnahmen.“ Die App läuft Ende 2024 aus, um “Ressourcen in anderen Projekten zu bündeln, die unter anderem Anreize und Gamification im Mobilitätsbereich mit einem stärkeren Bezug zum ÖPNV und buchbaren Sharingangeboten anbieten werden”, teilte die Stadt Aachen mit.

 

UVITs: Steuerung aus Leverkusen 

Ein schneller Erfolg zeigte sich durch die UVIT, mit denen eine baulastträgerübergreifende, dynamische Verkehrsbeeinflussung im Zuge der Umleitungsrouten gelang. Bei UVIT handelt sich um „Umsetzbaren Verkehrsinformationstafeln“. Die dynamischen Verkehrsinformationstafeln führen zu einer gleichmäßigen Verteilung des Verkehrs auf den empfohlenen Umleitungsrouten und zu einer Entlastung des Verkehrs und der Reisezeiten in den Spitzenstunden.  

Gesteuert werden die UVITs in der Verkehrszentrale Leverkusen durch eine spezielle Netzbeeinflussungs-Software. Diese wertet in einem automatisierten Verfahren die aktuelle Verkehrslage aus und empfiehlt mit Hilfe hinterlegter Strategien Umleitungen in die Aachener Innenstadt und zeigt auftretende Verzögerungen an - ebenfalls automatisiert. Grundlage hierfür bilden Reisezeiten, die von einem Navigationsdienstanbieter für das Autobahnnetz und die radialen Verbindungen zum Alleenring auf Basis von „Floating Car Data“ bereitgestellt werden. Sollten keine Verzögerungen vorliegen, weisen die Tafeln auf die Vollsperrung der A544 hin. 

Das Team „Strategische Verkehrstechnik“ der Abteilung Verkehrsmanagement begleitet dieses Pilotprojekt und untersucht die veränderte Verkehrsverteilung durch Auswertung der vorliegenden Reisezeiten und ergänzend erhobener Verkehrsmengen an den Anschlussstellen in Aachen. Bei Bedarf steuert es nach und passt die Programmierung der UVIT in der Netzbeeinflussungs-Software an. 

 

Informationen zur Haarbachtalbrücke:

Gesamtlänge: 157 Meter

Breite: 21,80 Meter

Maximale Höhe: 20 Meter

Baujahr: 1956

Material: Stahlverbundbauwerk

Gewicht Brückenüberbau: rund 360 Tonnen

Sprengung: 30. Januar 2024

Zündverfahren: Nicht elektrisch. Zündung über einen Zündschlauch. 

Wie viel Sprengladungen insgesamt? ca. 240 Stück

Wie viel Sprengladungen pro Stütze? ca. 30 Stück

Sprengverlauf: Von unten nach oben. Jede Stütze wurde um 25 Millisekunden zeitlich verzögert gesprengt. Je Stütze werden 500 Millisekunden für die Sprengung benötigt

Dauer der Sprengung: Max. eine Sekunde. 

 

TEIL1: Sperrung A544 in Aachen - Teil 1: Verkehrskonzept als Blaupause für künftige Baustellen | Die Autobahn GmbH des Bundes

Ansprechpartner

Manuel Kölker

Pressesprecher

Die Autobahn GmbH des Bundes

Niederlassung: Rheinland
Willy Brandt-Platz 2
47805 Krefeld