Wilnsdorf. Der Anspannung folgt die Erleichterung. Sprengmeister Eduard Reisch und sein Team klatschen zufrieden in die Hände. Wie bereits beim ersten Teilbauwerk im Oktober 2022 lief auch diesmal alles nach Plan. „Alles hat perfekt funktioniert. Die Brücke liegt genau da, wo sie liegen soll“, fasst Reisch den Fall der 377 Meter langen und rund 10.000 Tonnen schweren Talbrücke zusammen. Nun liegt der Koloss aus Stahl und Beton auf dem unter der Brücke aufgeschütteten Fallbett. 16 Pfeiler sind wie ein Zollstock zusammengeklappt und der Überbau ist senkrecht zu Boden gestürzt.
Schon in den frühen Morgenstunden ist es rund um die Talbrücke an der A45 bei Wilnsdorf wuselig. Nichts wird heute dem Zufall überlassen: Exakt eine Stunde vor dem eigentlichen Sprengtermin beziehen die insgesamt 67 Helfer des THW ihre Positionen. Es muss ausgeschlossen werden, dass jemand die eingerichtete Absperrzone betritt. „Die Sicherheit hat oberste Priorität“, schwört Reisch alle Beteiligten auf den Tag ein. Zeitgleich wird die A45 in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt. Um 11 Uhr schallt es dann durchs Tal: „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und nur vier Sekunden später stürzt das Teilbauwerk in Fahrtrichtung Frankfurt zu Boden.
Wichtiger Schritt für den Neubau
„Die gelungene Sprengung ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Neubau der Talbrücke Landeskroner Weiher. An der A45 bewegt sich gerade wirklich sehr viel – und vieles ist für den Verkehrsteilnehmer ja gar nicht sichtbar. Das, was wir heute hier gesehen haben, ist nur dank eines tollen Teams in der Außenstelle Netphen in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Baufirmen möglich gewesen. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass alles reibungslos funktioniert“, so der Leiter der Außenstelle Netphen, Samuel Freund. Derzeit bereitet das Team den nächsten großen Meilenstein an der A45 vor: „Noch in diesem Sommer wird die Talbrücke Rinsdorf mit Überbau und Pfeiler quer verschoben – ein einmaliges Ereignis, das es in dieser Größenordnung noch nie in Deutschland gegeben hat“, so Freund weiter.
So geht es nun weiter
Nun wird damit begonnen, die rund 10.000 Tonnen Abbruchmaterial abzufahren. Die Materialen werden getrennt und wieder verwertet. So wird beispielsweise der Beton zu Schotter verarbeitet und beim Neubau genutzt. Die Arbeiten unter der Brücke dauern rund sechs Wochen. Danach können dann die Vorbereitungen für den Neubau des zweiten Teilbauwerks starten.