Recklinghausen. Stück für Stück schiebt sich der Stahlkoloss an die Bahnstrecke heran, getragen von „Tausendfüßern“. 2400 Tonnen ist die neue Brücke schwer, ein Gewicht, wie es auch das Atomium in Brüssel auf die Waage bringt. An diesem Wochenende wird sie von der Autobahn Westfalen in ihre endgültige Position gebracht – an der A43 im südlichen Recklinghausen.
„Das ist auch für uns Ingenieure etwas Besonderes“, erklärt die Leiterin des Geschäftsbereichs Bau der Autobahn-Außenstelle Bochum, Melanie Nölke. Seit 2023 ist die markante Fachwerkbrücke neben der Autobahn Stück für Stück entstanden, unter den Augen des Verkehrs, genauer gesagt, die Osthälfte der neuen Brücke, denn über die alte westliche Hälfte läuft derzeit der Verkehr der A43 auf vier Fahrstreifen ungestört weiter. Nun wird diese Hälfte mit den vielrädrigen Fahrzeugen (SPMT)von ihrem Baufeld zur Autobahn gebracht. Dabei darf nichts schiefgehen, denn das Zeitfenster für die Arbeiten ist knapp: „Bahnstreckensperrungen müssen drei Jahre im Voraus tagesgenau angemeldet werden“, sagt Nölke. „Fünf Tage haben wir Zeit für die Arbeiten, das muss eine Punktlandung werden.“
Die Brücke ist Teil des Emschertalbrückenzugs zwischen Recklinghausen und Herne, bei dem drei große Brücken direkt hintereinander liegen und daher gemeinsam gebaut werden müssen: Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, die Brücke über die Emscher und eben die Bahnbrücke. Es ist eines der größten Projekte im Rahmen des sechsstreifigen Ausbaus der A43 zwischen Marl und Witten.
Der schwierigste Teil steht am späten Samstagabend bevor: Dann muss die Brücke von den zwei SPMT-Fahrzeugen auf der einen Seite der Gleise auf ein drittes Fahrzeug auf der anderen Seite geschoben werden. Hier heißt es Nerven bewahren für die Fahrer, welche die Fahrzeuge per Fernbedienung steuern. Am Sonntag soll die Brücke dann ihre neue Heimat über den Gleisen erreichen.
Noch in diesem Jahr stehen der Verschub der neuen Emscherbrücke und der Rhein-Herne-Kanalbrücke an, echte Meilensteine für das Großprojekt Emschertalbrückenzug – und den A43-Ausbau.